Weltbank-Chef: Kampf gegen Bedeutungsverlust

Der neue Weltbank-Chef Zoellick ist seit 100 Tahen im Amt und präsentiert seine Strategie: Er will zwar mehr Geld, aber keinen Kurswechsel.

Schweres Erbe: Weltbank-Chef Robert Zoellick. Bild: dpa

BERLIN taz 100 Tage ist der neue Weltbank-Chef Robert Zoellick im Amt - inzwischen dürfte er mitbekommen haben, welch schweres Erbe ihm sein Vorgänger hinterlassen hat. Unter Paul Wolfowitz geriet die Weltbank in eine schwere Vertrauenskrise. Jetzt kämpft sie gegen den Bedeutungsverlust. Am Mittwochabend stellte Zoellick in Washington seine Strategie für die Zukunft der Weltbank vor - einen bedeutenden Kurswechsel hatte er nicht zu verkünden.

Zoellick verteidigte das Engagement der Bank in den aufstrebenden Staaten mit mittlerem Einkommen wie China, Indien oder Brasilien. "70 Prozent der Armen leben in Ländern, die sich insgesamt gut entwickeln", sagte Zoellick. Für diese Länder müsse die Weltbank maßgeschneiderte Dienstleistungen anbieten, zum Beispiel Hilfe beim Aufbau funktionsfähiger Finanzmärkte. Gerade die Schwellenländer haben sich in den vergangenen Jahren ihre Kredite lieber an der Weltbank vorbei besorgt. Die Folge: Der Weltbank gingen die zahlungskräftigen Kunden aus - und damit auch Einnahmen, mit denen sie das zinslose Geschäft mit den ärmsten Ländern subventioniert.

Jetzt sollen die Mitgliedstaaten deutlich mehr beitragen als bisher. Zoellick plant, die Darlehen für Entwicklungsprojekte in den 81 ärmsten Ländern auf knapp 40 Milliarden US-Dollar zu erhöhen. Bis zur Geberkonferenz Mitte Dezember in Berlin will er die Anteilseigner überzeugen. Doch herauskommen dürften am Ende nur 30 Milliarden Dollar. Denn solange die zukünftige Ausrichtung der Bank nicht klar ist, halten sich potenzielle Geber zurück und vergeben ihre Entwicklungshilfe lieber über andere Kanäle.

Entwicklungsorganisationen sehen Zoellicks Expansionspläne mit Sorge: "Wir wollen, dass die europäischen Regierungen das Geld erst dann geben, wenn die Weltbank ihre Vergabepraxis reformiert hat", fordert Daniela Setton von der Organisation Weed. Die Weltbank solle aufhören, ihren Kreditnehmern ein wirtschaftliches Entwicklungsmodell vorzuschreiben. Auch die Energiepolitik der Weltbank stößt auf heftige Kritik: "Die Weltbank positioniert sich als Klimaschützerin, aber finanziert weiter eine zentralisierte Energieversorgung mit Öl und Gas", so Setton. Dezentrale, erneuerbare Energien würden der armen Landbevölkerung dagegen sehr viel mehr nützen. In den vergangenen Jahren hatte die Weltbank ihre Ausgaben für fossile Energieprojekte deutlich ausgeweitet. NIKOLAI FICHTNER

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