TV-Programmmesse Mipcom: Das Fernsehen geht online

TV-Produzenten sehen die Zukunft des Fernsehens im Internet - und investieren in digitale Angebote wie Pay-per-View und Video-Streaming.

Auf der Fachmesse Mipcom weiß man: Bald macht sich jeder sein eigenes Programm. Bild: ap

CANNES taz Egal was, wann und wo - die Digitalisierung des Fernsehprogramms macht aus Zuschauern Programmdirektoren. Zumindest aus denen mit Internetzugang. Fernsehstrategen sehen in der Digitalisierung den wichtigsten Entwicklungsschritt seit der Erfindung des Fernsehens überhaupt. "Besonders die Pay-Per-View-Plattformen sind für uns interessant", sagt Dirk Schürhoff, Mitglied der Geschäftsleitung bei Beta Film. "Hier möchten wir mit Partnern aus dem Ausland zusammenkommen, weil wir natürlich einen großen Katalog haben, den wir zur Verfügung stellen können."

Dass sich Schürhoff und andere Produzenten auf den Start des digitalen Zeitalters freuen, ist klar: Im Vergleich zu den 10 bis 15 Millionen Euro, die Sender heute allein für die Verbreitung per Kabel oder Satellit zahlen, ist der finanzielle Aufwand für die Ausstrahlung über das Internet verschwindend gering. Auch bei der öffentlich-rechtlichen Vertriebsgesellschaft German United Distributors sind in letzter Zeit "besonders im Bereich Internet und Video-on-Demand viele neue Kontakte" entstanden, wie Geschäftsführerin Silke Spahr berichtet: "Die unterschiedlichsten Verwertungsmöglichkeiten wie Streaming oder Download und Kooperationsmodelle werden zurzeit getestet - der Erfolg wird allerdings erst mittelfristig überprüfbar sein."

Bereits seit einem Jahr versucht ZDF Enterprises, potenzielle Käufer im Ausland mit einem "All-Media-Konzept" anzusprechen. "Wir bieten bei unseren Highlight-Programmen nicht nur TV-, Video-, Merchandising und VOD-Rechte an", sagt Geschäftsführer Alexander Coridass, "sondern ein auf ihre konkreten Bedürfnisse ausgerichtetes Angebot an Zusatzoptionen für jedes denkbare Medium der neuen digitalen Welt: mobile und interaktive Applikationen, Bildschirmschoner, Lernhilfen und vieles mehr."

Christian Massmann, der bei den Mainzern für die digitalen Aktivitäten zuständig ist, ergänzt: "Die Reihe 2057 haben wir als komplettes All-Media-Paket an den japanischen Sender NHK verkauft, mit Video-on-Demand-Rechten und einer Website. Dadurch haben wir wesentlich höhere Einnahmen erzielt, als wenn wir nur die Fernsehrechte veräußert hätten."

Die Branche hat die Zeichen erkannt. In Cannes stellten die Anbieter Inhalte vor, die sich auf die neuen Medien einstellen. So ist die ZDF-Kinderserie "Rantanplan" etwa in anderthalbminütigen Clips konzipiert - um TV, Internet und Handy gleichermaßen zu bestücken.

François-Xavier Poirier von Novavision ist der weltweit fleißigste Produzent von mit der versteckten Kamera gedrehten Filmen. Auch er hat das Internet im Blick: In Deutschland hat RTL die Rechte an seinen fürs Netz gekürzten Clips erworben: "Zurzeit machen wir 5 Prozent unseres Umsatzes mit den neuen Medien. Das wird sich dieses Jahr noch verdoppeln und innerhalb der nächsten zwei Jahre verdreifachen."

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.