Streit um Mülltrennung: Glos gegen Grünen Punkt

Wirtschaftsminister Glos denkt laut über die Abschaffung der gelben Tonne nach: zu teuer. Umweltministerium und Entsorgungsunternehmen sind entsetzt.

Sinn oder Unsinn? Der grüne Punkt im gelben Sack. Bild: dpa

BERLIN taz In der Koalition ist ein Streit über die Zukunft der Mülltrennung entbrannt: Bundeswirtschaftsminister Michael Glos will die gelbe Tonne abschaffen. Es sei fraglich, ob die Milliardenausgaben für das Verpackungsrecycling des Dualen Systems gut angelegtes Geld seien, sagte der CSU-Politiker. In einem Papier des Wirtschaftsministeriums heißt es, die gelbe Tonne sei die teuerste Variante der Kunststoffverwertung: Sie koste 1.300 Euro pro Tonne. Umweltminister Sigmar Gabriel zeigte sich über den plötzlichen Vorstoß von Glos erstaunt: "Die getrennte Sammlung von Verpackungsabfällen und damit die Übertragung der Produktverantwortung auf Hersteller und Vertreiber hat sich bewährt." Der Vorschlag sei überflüssig. Die Regierung habe sich schließlich gerade erst auf eine Neufassung der Verpackungsverordnung geeinigt.

Die Einigung des Bundeskabinetts vor drei Wochen sah vor, alle Unternehmen zu verpflichten, sich am Grünen Punkt zu beteiligen. Hersteller von Verbrauchsartikeln müssen eine Lizenz bezahlen, um das Logo auf ihr Produkt drucken zu dürfen. Für einen Joghurtbecher kostet das knapp 1 Cent. Damit werden die Müllabfuhr und die Weiterverwertung bezahlt. Allerdings landen immer mehr Verpackungen ohne grünen Punkt in der gelben Tonne. Und immer mehr Unternehmen haben sich aus dem Dualen System zurückgezogen. Drogerieketten wie Rossmann dürfen bislang auf den grünen Punkt verzichten und stattdessen in den Filialen Rücknahmecontainer aufstellen. Das Angebot, leere Shampooflaschen zurückzubringen, haben die Kunden aber kaum angenommen. Die Verpackungen werfen sie weiter in die gelbe Tonne, ohne dass Rossmann dafür bezahlen muss.

Die Entsorgungsunternehmen reagierten entsetzt auf den Vorschlag des Wirtschaftsministers, die gelbe Tonne abzuschaffen: "Die Verbraucher müssen den Abfall weiter vorsortieren, sonst können wir die Verpackungsabfälle nicht zu hochwertigen Rohstoffen verarbeiten", sagte Burkhard Landers, Präsident des Bundesverbands Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse). Das Duale System Deutschland (DSD) wehrte sich gegen die Darstellung von Glos, die gelbe Tonne sei zu teuer. Die Kosten beliefen sich nicht auf 1.300 Euro, sondern auf 100 Euro pro Tonne. Das System sei damit die preiswerteste Recyclinglösung. Es sei weiter nötig, den Müll vorzusortieren, eine vollautomatische Trennung sei zu teuer. Auch bvse-Präsident Landers verwies auf die Kosten der Einführung einer Einheitstonne: "Fällt die gelbe Tonne weg, bräuchten wir eine neue Tonne für Bioabfälle." Die können nämlich nicht maschinell aussortiert werden. Eine solche Nachrüstung sei teuer, denn die Hälfte der Haushalte habe bislang keine Biotonne.

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