Ermittlung gegen Airbus: Insiderhandel von 21 Managern?

Die Pariser Finanzaufsicht ermittelt gegen EADS-Spitzenmanager und Großaktionäre. Vor der Verkündung der Lieferprobleme mit dem A380 sollen 21 Herren Aktien verkauft haben.

Na, wann verkaufst denn Du Deine Aktien? Die EADS-Chefs zur Zeit der Airbus-Krise 2006, Thomas Enders und Noël Forgeard. Bild: ap

PARIS taz Die Ermittlungen spielen in der obersten Etage des internationalen Managements. Hauptverdächtige sind 21 Herren, die jahrelang die Geschicke des europäischen Luft- und Raumfahrtunternehmens EADS bestimmt haben - darunter der Daimler-Aufsichtsratschef Manfred Bischoff, der französische Industrielle Arnaud Lagardère sowie die beiden früheren EADS-Chefs Thomas Enders und Noël Forgeard. Zusammen mit 1.200 Eingeweihten aus der Konzernspitze sollen sie sich durch Insiderhandel bereichert haben.

Ein gestern der Pariser Staatsanwaltschaft vorgelegter vorläufiger Bericht der französischen Börsenaufsicht (AMF) listet auf, wie Manager und Großaktionäre durch Aktienverkäufe zu Spitzenkursen Millionengewinne einstreichen konnten, bevor sie die Öffentlichkeit am 13. Juni 2006 von den Lieferverzögerungen bei der EADS-Tochter Airbus informierten.

Laut Anklagebericht hätten die Topmanager zwischen November 2005 und März 2006 ihre Anteile in dem Wissen abgestoßen, dass der Konzern kurz vor einer Krise stand. Es gehe um "massive Insiderdelikte", zitierte gestern der Figaro aus dem Bericht. Um die Ermittlungen zu beschleunigen, hat sich die Börsenaufsicht auf 21 Manager von EADS und Airbus konzentriert. Sie kommt zu dem Schluss, dass die Manager ihre Anteile nicht verkauft hätten, wenn die Aussichten für den Konzern weiter gut gewesen wären. "14 der 21 Manager hatten zuvor nie Aktien verkauft", so die Aufseher.

Zu den Insidergeschäften kam es kurz vor der öffentlichen Bekanntgabe von Verspätungen bei der Produktion und Lieferung des neuen Flugzeugs A 380. Hauptnutznießer der so erzielten Börsengewinne waren die beiden privaten Hauptaktionäre Lagardère und Daimler. Als wenig später die Probleme im Konzern bekannt wurden, stürzten die Aktienwerte in die Tiefe. Allein am 14. Juni 2006 purzelten die EADS-Werte um 26 Prozent. Kurz darauf schlitterte EADS in die tiefste Krise der Konzerngeschichte, die direkt zu dem radikalen Sparplan "Power 8" führte, der Standortschließungen und die Streichung von insgesamt 10.000 Arbeitsplätzen vorsieht.

Insiderdelikte sind Straftatbestände. In Frankreich werden sie mit bis zu zwei Jahren Gefängnis und Geldstrafen in bis zu zehnfacher Höhe der illegal erwirtschafteten Gewinne geahndet.

Bei einem Vortrag über die deutsch-französische Erfolgsgeschichte von EADS gestern Vormittag in Paris wollte sich der neue EADS-Chef Louis Gallois nicht zu den Vorwürfen gegen seine Amtsvorgänger äußern. Es handle sich um "laufende Ermittlungen", entschuldigte der eloquente Spitzenmanager sein Schweigen.

Die oppositionelle sozialistische Partei (PS) verlangte eine "baldige und komplette" Aufklärung der Insidergeschäfte. Sie sehe Verantwortungen "bis in die oberste Spitze des Staates". Die Pariser Regierung, der un- ter anderem Nicolas Sarkozy angehörte, habe die Aktiengeschäfte 2005 und 2006 autorisiert und "gedeckt" - obwohl sie über die Krise im Konzern informiert gewesen sei.

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