Portrait Dominique Strauss-Kahn: Sozialdemokratischer Globalisierer

Der Sozialist Dominique Strauss-Kahn wird neuer Chef des Internationalen Währungsfonds. Zuvor hat er sich als Wirtschaftsminister und beim Luftfahrtkonzern EADS einen Namen gemacht.

Der französische Sozialist setzt auf Reformen beim IWF Bild: ap

Gewinnerlächeln, tief aufgeknöpfter Hemdkragen und eine Haltung, die zugleich Kampfeslust und Gesprächsbereitschaft signalisiert - das gehört zum Stil von Dominique Strauss-Kahn. Gepaart mit einer sozialdemokratischen Politik, die lange mit den Traditionen des französischen Sozialismus gebrochen und die Aussöhnung mit Markt und Globalisierung gesucht hat, ist es dem 58-Jährigen damit gelungen, weite Teile der politischen Mitte seines Landes zu erobern: von der sozialistischen PS über die rechtsliberale UDF bis hin zu Industriellen. Zum Staatspräsidenten hat es dennoch nicht gereicht.

Stattdessen wurde DSK, wie er in Frankreich oft genannt wird, am Donnerstagabend als neuer Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) nominiert. Zwar fand die Abstimmung erst nach Redaktionsschluss statt; doch weil bis auf Russland alle einflussreichen IWF-Mitglieder für Strauss-Kahn plädiert hatten, galt die Entscheidung als Formsache. Mit Strauss-Kahns Weggang nach Washington D. C., wo sich der Hauptsitz des IWF befindet, verliert die französische PS ihr letztes Spitzenmitglied mit internationalem Ruf und Einfluss. Dass sich die Parteispitze offiziell über seine Beförderung freut, ändert nichts daran, dass sie auf eine rechte Initiative zurückgeht. Weggelobt wurde Strauss-Kahn von Staatspräsident Nicolas Sarkozy, der sich schon mehrfach als Meister in der Kunst bewiesen hat, der PS die besten Leute abzuwerben. Als Ergebnis bekommt Frankreich einen neuen Spitzenposten in einer internationalen Organisation. Und Sarkozy wird zugleich einen ernstzunehmenden politischen Gegner in Paris los - nicht nur als Oppositionspolitiker, sondern auch als möglichen Gegner bei den nächsten Präsidentschaftswahlen. Denn Strauss-Kahn hat bereits angekündigt, als IWF-Chef die komplette Amtszeit bis 2010 durchzuhalten.

Strauss-Kahn hat seine Karriere zwischen rechtem Flügel der Sozialdemokratie und Industrielobbyismus gemacht. Er lehrte an verschiedenen Universitäten als Wirtschaftsprofessor, warb mit einer eigenen DVD für die EU-Verfassung und versuchte im jüngsten Präsidentschaftswahlkampf einen Spagat zwischen der offiziellen PS-Kandidatin Ségolène Royal und dem rechtsliberalen François Bayrou.

Im IWF, wo die reichsten Länder das größte Stimmrecht haben, will DSK längst überfällige Reformen einleiten, die Schwellenländern wie China, Indien und Mexiko ein stärkeres Gewicht geben. An der Notwendigkeit des IWF, der in den 80er- und 90er-Jahren zahlreiche Länder in den wirtschaftlichen Ruin getrieben hat, hat der neue Chef keine Zweifel.

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