CSU-Parteitag: Stoiber sagt servus, keiner heult

Der CSU-Chef feiert seinen letzten Parteitag. Beckstein kommt später, andere hören sich die Abschiedsrede gar nicht an. Gabriele Pauli wird ein Sabbatjahr empfohlen.

Der lange Abschied: Stoiber will auch auf seinem letzten CSU-Parteitag nicht aufhören zu reden. Bild: dpa

MÜNCHEN taz Nein, Wehmut ist nicht die wichtigste Regung von Günther Beckstein an diesem Wochenende. Der scheidende bayerische Ministerpräsident und Parteichef Edmund Stoiber redete am Freitagnachmittag schon seit einer Viertelstunde bei seinem letzten eigenen CSU-Parteitag - erst dann betrat sein Nachfolger als Ministerpräsident, Günther Beckstein, die Münchner Messehalle. Und legte vor Journalisten gleich noch eins drauf: "Ich gestehe, dass die Wehmut über Stoibers Abscheid heute für mich nur an zweiter, dritter oder vierter Stelle steht."

Den rund 1.000 Delegierten schien es nicht anders zu gehen, ein ganzes Drittel sparte sich Stoibers Begrüßungsrede, in der er seine Vorstellungen für das CSU-Programm darlegte. Vorgetragen war sie im üblichen eifernden Stoiber-Duktus, inhaltlich war es der für ihn übliche schnell getaktete Rundumschlag: von den Arbeitsplätzen über die deutsche Leitkultur bis zu den Taliban. Ungewöhnlich vielleicht die Betonung des "S", der Sozialprogrammatik. "Wir sind die Partei des kleinen Mannes!" Es sei untragbar, dass manche Manager das 140-Fache ihrer Angestellten verdienten, rief Stoiber.

Vielleicht noch ein kleiner Hinweis auf die Delegierten, die sich bei der Wahl zum neuen CSU-Chef am Samstagmittag zwischen drei Kandidaten entscheiden müssen. Gabriele Pauli ist chancenlos, zwischen einem halben und 6 Prozent bewegen sich die Wahlvorhersagen. Die taz hatte keinen Delegierten gefunden, der an ihrer Seite steht. Die Nachrichtenagentur AP tat immerhin einen Pauli-Unterstützer auf und sendete sofort eine ausführliche Meldung dazu. Ähnliches erwartet auch Beckstein, der ihr auf Nachfrage zu einem "Sabbatjahr" riet. Er schätze zwar ihre Arbeit als Fürther Landrätin, aber bei ihren CSU-Plänen habe sie sich verrannt. In Erinnerung an den politischen Aschermittwoch in Passau, bei dem Pauli von Stoiber-Anhängern ausgebuht und bedrängt worden war, rief Beckstein seine Partei zum Respekt vor ihrer Bewerbungsrede auf dem Parteitag auf: "Ich hoffe, dass das ganze würdig über die Bühne gehen wird."

Die Fürther Landrätin setzte ihr geschicktes Spiel mit Macht und Medien fort. Direkt hinter dem wahrscheinlichen Erfolgstandem Beckstein-Huber nahm sie Platz, applaudierte sogar bei Stoibers Ausführungen zur Familienpolitik. Der dritte Kandidat, Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer, blieb dagegen etwas abseits. Dabei ist sein Rennen gegen Erwin Huber spannender. Der eine, der eher sozial orientierte Seehofer, ist wohl Stoibers Favorit, klar gesagt hat das der Noch-Ministerpräsident aber nie. Der andere, Huber, wird inzwischen von den meisten Delegierten bevorzugt. Von einem Ergebnis von 60 oder 70 Prozent spekulierten Parteivertreter in München vor der Wahl. Und auch Beckstein wiederholte seine klare Präferenz für den Wirtschaftsminister aus Niederbayern: "Ich bin für Erwin Huber und hoffe, dass Seehofer mit einem guten Ergebnis Stellvertreter wird."

Huber selbst interessierte sich nicht mehr sonderlich für die Rede seines Vorgängers Stoiber. Eifrig schrieb er SMS und schluckte Salbeibonbons. Die Halle füllte sich erst, als Angela Merkel am frühen Abend dem Geburtstagskind Stoiber gratulierte. Der scheidende Bayern-Chef wurde am Freitag 66 Jahre alt.

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