Arbeitsmarkt: Geringqualifizierte haben Nachsehen

Mehr als ein Viertel aller Ungelernten sind arbeitslos. Hartz IV verwaltet rund 7,4 Millionen Menschen.

Ein-Euro-Jobber am Strand von Kiel Bild: dpa

BERLIN taz Wer profitiert vom Wirtschaftsboom? Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt sind regional und sozial sehr unterschiedlich verteilt, wie neue Studien zeigen. Vor allem eine Hoffnung hat sich nicht bestätigt: Die Stellen für Geringqualifizierte nehmen nicht zu, wie das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) jetzt anhand langjähriger Zeitreihen ermittelt hat. Für das zuletzt ausgewertete Jahr 2005 ergab sich, dass 26 Prozent aller Geringqualifizierten arbeitslos waren. Von den Personen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung waren es nur 9,7 Prozent - und bei den Akademikern ganze 4,1 Prozent. Damit hat sich die Schere auf dem Arbeitsmarkt in den letzten zehn Jahren noch weiter geöffnet: 1995 waren "nur" 22 Prozent der Geringqualifizierten arbeitslos.

Trotz des Booms verfestigt sich die Armut in Deutschland - darauf hat gestern auch der Deutsche Landkreistag hingewiesen. Dort wandte man eine ganz einfache Methode an: Es wurden nur die Zahlen der Hartz-IV-Empfänger von Mai 2006 mit jenen im Mai 2007 verglichen. Dabei zeigte sich, dass die Gesamtzahl fast unverändert geblieben war: 5,4 Millionen Langzeitarbeitslose und ihre 2 Millionen Kinder werden im Hartz-IV-System verwaltet. Obwohl die Wirtschaft zwischen Mai 2006 und Mai 2007 um fast 3 Prozent gewachsen ist, reduzierte sich die Zahl der Hartz-IV-Empfänger nur um ganze 70.000 Menschen. Trocken merkte der Deutsche Landkreistag gestern an, dass "die bloßen Aussagen zur Arbeitslosigkeit wenig" bedeuteten. Die Kommunen tragen gemeinsam mit den Arbeitsagenturen die Jobcenter, die die Langzeitarbeitslosen betreuen. Zudem müssen die Gemeinden den Großteil der Unterkunftskosten zahlen. Daher hoffen die Kommunen darauf, dass die Zahl der Langzeitarbeitslosen sinkt. Doch stattdessen wachsen etwa in Berlin inzwischen 40 Prozent der Erstklässler in einer Hartz-IV-Familie auf.

Der Arbeitsmarkt ist für Geringqualifizierte so verriegelt, weil die Produktivität der Wirtschaft stark steigt - und damit der Einsatz von Technik. Wie das Statistische Bundesamt gestern bekannt gab, ist die Produktivität pro Erwerbstätigen seit 1991 um 22,5 Prozent gestiegen.

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