Nachruf: Die Queen der Öko-Creme

Anita Roddick gilt als Pionierin des fairen Handels. Die Begründerin der Body Shops, in denen Kosmetika aus natürlichen Bestandteilen verkauft werden, ist tot.

Anita Roddick, 1997 Bild: ap

Sie wurde von der Queen geadelt und bekam einen Ehrendoktor in Betriebswirtschaft. Sie war Mutter und Menschenrechtlerin, Kapitalismuskritikerin und Autorin. Mit ihrer Idee von Badeölen und Lippenbalsam, die ohne Chemie und Tierversuche auskommen, baute sie ein Millionenimperium auf. Anita Roddick hat in ihrem Leben viel erreicht. Es ist kaum zu glauben, dass sie nur 64 Jahre alt wurde. Am Montag starb die Body-Shop-Gründerin, die sich mit Hepatitis C infiziert hatte, an Hirnblutung.

Ihr Leben, so sagte die Britin, sei eine Reihe aus Zufällen. Etwa die Eröffnung ihres ersten Ladens: Ihr Mann Gordon wollte sich 1976 einen Traum erfüllen und für zwei Jahre durch Amerika reiten. Um mit den zwei Töchtern über die Runden zu kommen, eröffnete Roddick ihr erstes Geschäft. Einen Marketingplan hatte sie nicht: Die grüne Farbe, heute Markenzeichen der Kosmetik-Kette, sei reiner Zufall gewesen. Sie habe den Laden gestrichen, um den Schimmel zu überdecken. Hinter dem Rücknahmesystem von leeren Shampoo-Flaschen stand ebenso wenig ein Konzept. Sie hatte schlicht kein Geld für neue, sagte Roddick.

Zufall war auch ihr erster Marketingcoup: Roddick nannte ihren Laden "Body Shop". So heißen Autowerkstätten in den USA. Body - wie Karosserie - das fand sie unkonventionell. Da man "Body Shop" aber auch mit "Leichenladen" übersetzen kann und ihr Geschäft zufällig zwischen zwei Bestattungsunternehmen lag, kam es sofort zu Kontroversen. Ihr Laden war auf einen Schlag stadtbekannt.

Kontroversen waren Roddicks Spezialgebiet. Sie legte sich mit jedem an. Mit der Kosmetikindustrie: "Die mögen Frauen nicht. Wenn wir Falten um die Augen haben oder Pickel am Hintern, geben die uns das Gefühl, nicht gut genug zu sein." Mit der Welthandelsorganisation: "Die sind blind für Ungerechtigkeit." Mit den weißen Machthabern in Südafrika: Weil Roddick zu Zeiten der Apartheid in einen schwarzen Jazzclub gegangen war, landete sie in einem südafrikanischen Gefängnis.

Zuletzt legte sie sich mit denen an, zu deren Ikone sie geworden war: Umweltschützern und Menschenrechtlern. Roddick verkaufte 2006 ihre Anteile an der Öko-Kette - an den Schönheitsgiganten LOréal. Dem werfen Kritiker vor, Rohstoffe an Tieren zu testen. Roddick konterte: "Ich bin fast 64 und habe eine Menge Geld - ich wollte es sinnvoll ausgeben." Das könne sie nicht, wenn es in den "Body Shop"-Anteilen stecke. 190 Millionen Euro hat sie aus dem Verkauf bekommen, einen Großteil spendete sie. "In der Lage zu sein, ein paar Millionen Pfund an eine Menschenrechtsorganisation zu geben, das ist verdammt noch mal wundervoll." NICOLE BASEL

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