Jugendengagement: Ein anderer Blick auf die Natur

Zum Auftakt des Freiwilligen Ökologischen Jahres verzeichnen die Träger wachsendes Interesse bei jungen Menschen - auch weil viele Schulabgänger nicht sofort einen Ausbildungsplatz bekommen.

Auch dieser Pilz ist nicht sicher vor den jungen Engagierten Bild: DPA

Das Interesse von Jugendlichen für den Umweltschutz ist ungebrochen. Das besagen jedenfalls die Zahlen von Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linke) für das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ). Insgesamt 1.760 Jugendliche hätten sich dieses Jahr dafür beworben, 220 einen Platz in Berlin ergattern können. "Damit kommen auf jeden Platz acht Bewerber", so Lompscher. Weitere 75 Plätze sind für Kriegsdienstverweigerer reserviert.

Anfang der Woche hat das diesjährige FÖJ begonnen. Die Freiwilligen, darunter überdurchschnittlich viele Frauen, bekommen für ihr Engagement ein sogenanntes Teilnehmer-Entgelt von monatlich 355 Euro. Angeboten werden Arbeitsplätze unter anderem in Museen und Laboren, in pädagogischen Einrichtungen und Vereinen. Schwerpunkt ist dabei immer der Umweltschutz.

Nach wie vor sind es überwiegend Abiturienten, die sich für das FÖJ bewerben. Doch in den vergangenen fünf Jahren haben die drei Träger des FÖJ - die Stiftung Naturschutz, das Jugendwerk Aufbau Ost (JAO) und die Vereinigung Junger Freiwilliger (VJF) - einen regen Zuwachs an Real- und Hauptschülern festgestellt. Mittlerweile stellen sie 40 Prozent der Teilnehmer, so Lompscher.

"Das liegt an der schwierigen Situation auf dem Ausbildungsmarkt", mutmaßt Bernd Kuhlmann, Projektleiter FÖJ bei der Stiftung Naturschutz. Viele Real- und Hauptschüler bekämen nicht sofort einen Ausbildungsplatz. Das FÖJ stelle für sie eine sinnvolle Alternative dar, mit der sie zudem ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern könnten. "Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass die Jugendlichen aus Real- und Hauptschule heute auch viel besser über dieses Angebot informiert werden als früher", ergänzt Karsten Wäsch von der VJF. Dies sei zum einen den Arbeitsämtern zu verdanken, die die Informationen an die Ausbildungssuchenden weitergeben würden. Zum anderen werde aber auch an den Schulen inzwischen viel mehr Werbung gemacht, berichtet Wäsch.

Doch woher kommt das allgemein gestiegene Interesse der Jugendlichen für dieses Engagement? "Sicher nicht daher, dass die jungen Leute auf einmal alle Umweltschützer werden wollen", sagt Norbert Schuldt vom JAO. Vielmehr liege es daran, dass das FÖJ erst in den vergangenen fünf Jahren richtig bekannt geworden sei. Nicht nur die Träger selbst, sondern auch die Einsatzstellen hätten ihre Werbung verstärkt. Zudem habe die Senatsverwaltung für Umwelt viel dafür getan, die Anzahl der Plätze und damit die Popularität des Projekts kontinuierlich zu erhöhen. Im Moment stehe Berlin mit seinem Angebot an der Spitze der Bundesländer.

Das Land ist in diesem Bereich schon lange Vorreiter. Bereits 1987 hatte der Senat eine Art kooperierendes FÖJ eingeführt, indem er 15 Plätze in Einrichtungen des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) für ökologisch interessierte Jugendliche anbot. Nach einem größer angelegten Modellversuch des Landes Niedersachsen ging das Projekt am 1. Juli 1991 bundesweit in die Pilotphase und wurde 1993 gesetzlich verankert. Seitdem haben sich die damals 20 Plätze für die Freiwilligen mehr als verzehnfacht. Und sollen in Zukunft noch weitersteigen.

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