Zwischennutzung: Abschied auf unbestimmte Zeit

Das Stadtbad Oderberger Straße soll zum Wellnesstempel werden. Das Festival Trockenschwimmen nimmt Abschied - auch wenn zum Umbau noch das Geld fehlt.

Soll sich wieder mit Wasser füllen: Stadtbad Oderberger Straße Bild: Promo

Das Stadtbad Oderberger Straße hat Grund zu feiern. Mit einem Festival verabschiedet man sich ab Donnerstag von 14 Jahren kultureller Zwischennutzung. Denn im Januar 2008 sollen endlich die lange vertagten Sanierungsarbeiten beginnen. Die Sache hat nur einen Haken: Wer die 17 Millionen Euro für die Sanierung bezahlen soll, ist noch völlig unklar.

Im Stadtbad Oderberger Straße findet vom 6. bis 9. September 2007 das Trockenschwimmer-Festival statt. Mit einer Ausstellung, Theateraufführungen und Konzerten feiert es den Abschied vom Stadtbad, das ab Januar 2008 endlich saniert werden soll. Zum gegebenen Anlass befasst sich das Festival mit der Geschichte und den Geschichten des Bades und des Prenzlauer Bergs. So werden Fotografien und Dokumente des Badarchivs ebenso ausgestellt wie persönliche Geschichten ehemaliger Badegäste szenisch erzählt. Am Sonntag findet unter dem Titel "Geht das Stadtbad baden?" zum Tag des Denkmalschutzes eine Diskussion über die Sanierung des Bades statt. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Bades treffen so aufeinander.

Nach den Plänen der neuen Besitzer soll aus dem früheren Volksbad ein Badetempel mit Sauna und Wellness werden. In den oberen Geschossen des Gebäudes soll ein Zwei-Sterne-Hotel entstehen, in dem vor allem Menschen mit Behinderung arbeiten sollen. Träger des Bades ist die Stiftung Denkmalschutz, die das marode Gebäude im Januar für 100.000 Euro der Genossenschaft Stadtbad Oderberger Straße abkaufte. Mit ins Boot geholt hat sie die gGmbH Lebenswege, die das Hotel leiten soll. "Auf diesem Weg wollen wir Arbeitsplätze für behinderte Menschen schaffen", sagt Lebenswege-Geschäftsführer Helmut Handke. Künftiger Betreiber des Wellness-Bades wird die Schweizer Firma Kannewischer sein.

Geht es nach Helmut Engel, dem Geschäftsführer der Stiftung Denkmalschutz, könnte das neue Wellness-Bad-mit-Hotel in zwei Jahren stehen: Im Januar soll der Umbau losgehen, zwei Jahre Bauzeit seien eingeplant. Allerdings muss er zugeben, dass er die benötigten 17 Millionen Euro für die Sanierung noch nicht aufgetrieben hat. "Das Geld ist noch nicht da, aber wir sind optimistisch, dass wir es bis Ende des Jahres beisammen haben", sagt jedoch auch Reinhard Müller, Vorstandsmitglied der Stiftung Denkmalschutz. Von Bezirk und Senat seien bereits positive Signale ausgegangen, die Sanierung zu unterstützen.

Manuela Damianakis, Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, weiß davon offenbar nichts. "Es sollte mich doch sehr wundern, wenn die Senatorin ihre bisherige Haltung zu dem Projekt geändert haben sollte", sagt sie. Tatsächlich hatte Ingeborg Junge-Reyer (SPD) 2006 die EU-Förderung von 5,1 Millionen Euro für die Sanierung des Bades gestoppt und der Genossenschaft damit buchstäblich den Hahn zugedreht. Und genauere Fragen nach dem Finanzierungsplan, der sich laut Müller "in den letzten Zügen" befinde, blockt dieser aber konsequent ab. Sicher ist nur, dass der zukünftige Badbetreiber einen Großteil der Sanierungskosten selbst aufbringen wird.

Dennoch scheinen weder Stiftung noch Genossenschaft an den baldigen Sanierungsplänen zu zweifeln. Beim Festival Trockenschwimmer wird das alte Schwimmbad nun mit Ausstellungen, Theater und Musik vier Tage lang groß verabschiedet. "Thema wird das Bad selbst sein", sagt Theresa Höhmann, eine der Initiatoren des Festivals. Mit Dokumenten aus den Archiven des Stadtbads und Berichten ehemaliger Mitarbeiter und Badegäste werde man sich auf eine Zeitreise in die Geschichte des Bades begeben.

Thomas Bremen von der Genossenschaft Stadtbad Oderberger Straße hält das Konzept als Abschiedsveranstaltung für sehr gelungen. Daher sei es für ihn selbstverständlich, dass sie die Organisatoren des Festivals mit der kostenlosen Bereitstellung der Räumlichkeiten sowie der Übernahme der Betriebskosten unterstützten. Auf die Beine gestellt haben diese das Projekt nämlich gänzlich ohne öffentliche Fördermittel.

Mit der Sanierung - so sie denn kommt - geht eine lange Trockenzeit des Stadtbades zu Ende. Die 1902 eröffnete Badeanstalt stand bis zu ihrer Schließung 1986 nicht nur den Badefreudigen des Bezirks zur Verfügung, sondern diente auch als Dusch- und Bademöglichkeit für all diejenigen, die in ihren Wohnungen noch nicht mit sanitären Anlagen ausgestattet waren. Aufgrund von Rissen im Beckenboden wurde das Bad dann allerdings trockengelegt und bis heute dem allmählichen Verfall überlassen. Ob die Stiftung Denkmalschutz diesen letztendlich stoppen wird, bleibt abzuwarten.

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