Lasset die Buben zu mir kommen

BILDUNG Sollen Jungen und Mädchen getrennt unterrichtet werden dürfen? In Potsdam streitet eine kirchliche Elterninitiative seit zehn Jahren für ein Jungengymnasium. Nun entscheiden die Richter

BERLIN/LEIPZIG dpa | Nach knapp zehn Jahren Streit um die Gründung des deutschlandweit ersten Jungengymnasiums in Potsdam könnte jetzt ein Schlusspunkt gesetzt werden. An diesem Mittwoch will das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig darüber entscheiden.

Treibende Kraft hinter den Plänen sowie Antragsteller ist die in Köln ansässige „Fördergemeinschaft für Schulen in freier Trägerschaft e. V.“. Sie steht der katholischen Priester- und Laienorganisation Opus Dei (Werk Gottes) nahe.

Vor allem diese Verbindung sorgt in Brandenburgs Landeshauptstadt, aber auch darüber hinaus für hitzige Diskussionen. Brandenburgs Landesregierung und die Stadt Potsdam lehnen das Projekt ab.

Im September 2011 hatte das Oberverwaltungsgericht (OVG) Berlin-Brandenburg entschieden, dass das Potsdamer Bildungsministerium erneut über den Antrag zur Errichtung einer reinen Jungenschule befinden muss. Im Mai 2007 hatte es diesen abgelehnt. Eine Revision vor dem Bundesverwaltungsgericht ließ das OVG seinerzeit nicht zu.

Gegen die Entscheidung legte das Ministerium erfolgreich Beschwerde ein. Zuvor hatte es zwei juristische Niederlagen einstecken müssen. So bestätigte das Oberverwaltungsgericht ein Urteil des Verwaltungsgerichts Potsdam vom Juni 2009. Beide Instanzen hielten es für zulässig, dass ein freier Schulträger auch nach Geschlechtern getrennte Schulen gründen kann.

An der Jungenschule soll ein Opus-Dei-Priester als Seelsorger und Religionslehrer arbeiten. In der Vergangenheit wurde die konservative Organisation wegen angeblich sektenähnlicher Strukturen und obskurer Bußpraktiken kritisiert – Vorwürfe, die sie zurückweist. Sie hat nach eigenen Angaben weltweit 90.000, in Deutschland 600 Mitglieder, unter ihnen sind 26 Priester.