Frauenfußball: Arbeit an der Feinarbeit

Die deutschen Fußballerinnen deklassieren im EM-Qualifikationsspiel die Schweiz - und kommen so langsam in Form für die bevorstehende WM.

Gut, dass wir trainiert haben: In Form für die WM? Bild: dpa

KOBLENZ taz In der 41. Minute wurde Silvia Neid eingewechselt, in der 42. Minute schoss die 18-Jährige ihr erstes Länderspiel-Tor. Das war 1982 im ersten Länderspiel einer Frauen-Nationalmannschaft. Das Spiel fand in Koblenz statt, Gegner war die Schweiz, Deutschland gewann mit 5:1.

25 Jahre später mochte die heutige Bundestrainerin gar nicht über damals reden. Die Nationalmannschaft der Frauen spielte zwar wieder in Koblenz gegen die Schweiz, und das Spiel wurde im Vorfeld als Jubiläumsspiel der deutschen Frauen-Nationalmannschaft angekündigt. Doch für Silvia Neid waren beim überzeugenden 7:0 (4:0)-Sieg der deutschen Frauen ganz andere Dinge von Bedeutung. Schließlich war das Spiel zum einen ein Qualifikationsspiel für die EM 2009 in Finnland. Zum anderen - und das hat wohl momentan die höchste Bedeutung - ein Vorbereitungsspiel für die WM, die am 10. September in China beginnt. Das bestätigte auch Hannelore Ratzeburg, Vorsitzende des DFB-Frauenfußball-Ausschusses und einziges weibliches Vorstandsmitglied im DFB. "Das war zuallererst ein EM-Qualifikationsspiel und ein WM-Vorbereitungsspiel", sagte sie. Aber für Ratzeburg hat auch das Jubiläum eine persönliche Bedeutung, da sie sich schon in den Anfangsjahren für den Frauenfußball engagiert hat und in diesem Zusammenhang gerne als eine Frau der ersten Stunde bezeichnet wird. "Dass wir heute 25-jähriges Jubiläum haben, macht mich stolz. Es ist eine Genugtuung. Es war damals eine Zeit, in der viele gedacht haben, das wird sowieso nicht gut gehen." Darüber kann Ratzeburg heute nur lächeln. Mittlerweile ist die deutsche Frauen-Nationalmannschaft Weltmeister und sechsfacher Europameister; bei Olympischen Spielen hat sie zwei Bronzemedaillen gewonnen.

Nun steht in China das Projekt Titelverteidigung an. Projektleiterin ist Silvia Neid, die sich aus diesem Grund verständlicherweise vornehmlich dem Spiel ihrer Mannschaft widmete. "Das Spieltempo nach vorn hat mir heute besser gefallen als zuletzt. Wir haben sehr schnell tief gespielt, und wir hatten gute Dreiecke im Mittelfeld, die uns dieses Spiel ermöglicht haben", sagte sie. "Wir haben gut gearbeitet. Die Chancenauswertung und die Präzision bei den Flanken muss noch besser werden." Die WM rückt schnell näher, und die Konzentration steigt. Das wurde nicht nur an den Aussagen von Silvia Neid deutlich, sondern auch am Spiel der deutschen Mannschaft. Abgesehen von einigen Unaufmerksamkeiten in der Hintermannschaft zu Beginn des Spiels, dominierten die deutschen Frauen nicht nur das Geschehen gegen die Eidgenossinnen, sondern zeigten auch schnelle, flüssig vorgetragene Angriffe und Kombinationen. Das war zuletzt nicht immer so. Doch die harte Arbeit der vergangenen zwei Monate macht sich langsam bezahlt. "Es war eine intensive Zeit. Wir haben sehr viel an der Phy- sis und Taktik gearbeitet. Ich denke, dass sieht man jetzt auch", sagte die Dreifach-Torschützin Kerstin Garefrekes. Und Spielführerin Birgit Prinz ergänzte: "Ich hatte nie Bedenken, dass wir nicht rechtzeitig zu unse- rer Form finden. Jetzt müssen wir noch an der Feinarbeit arbeiten."

Dazu gehört auch, dass sich so langsam eine erste Elf herauskristallisiert, die im WM-Eröffnungsspiel gegen Argentinien auf dem Platz stehen könnte. Eine, die sich empfohlen hat, ist Simone Laudehr, die gegen die Schweiz erst ihr drittes Länderspiel bestritt und in der ersten Hälfte neben Prinz die spielfreudigste deutsche Spielerin war. Die 32-jährige Renate Lingor lobte ihre neue junge Partnerin im zentralen Mittelfeld: "Sie spielt schon sehr frech, setzt aber gleichzeitig taktische Anweisungen sehr gut um."

Die 21-Jährige vom FCR Duisburg ist technisch stark, torgefährlich und umsichtig und hat das Potenzial, in naher Zukunft zur Spielgestalterin zu avancieren. Die eigentlich für die kreativen Impulse zuständige Lingor war viel weniger am Ball und tauchte im Gegensatz zu ihrer Mittelfeld-Kollegin ein wenig ab. Simone Laudehr, die den Titelgewinn von 2003 noch bei ihren Eltern im Wohnzimmer verfolgte, weiß aber um ihren Newcomer-Status. "Es wäre natürlich schön, viel zu spielen bei der WM, aber das entscheidet die Trainerin. Ich bin nicht sauer, wenn es nicht klappt. Schließlich möchte ich mit der Mannschaft Weltmeister werden und nicht alleine."

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