INTERVIEW: "Die hohen Preise liegen nicht an der Ernte"

Die Verbraucher seien einfach bereit, mehr Geld für Nahrungsmittel auszugeben, sagt Ludolf von Maltzan, Geschäftsführer vom Ökodorf Brodowin.

taz: Herr Maltzan, woher beziehen sie ihr Obst und Gemüse?

Ludolf von Maltzan: Das Gemüse bauen wir selber an, Obst kaufen wir ein. Dabei versuchen wir vor allem Obst aus der Region zu beziehen. Das regionale Obst Angebot ist natürlich saisonbedingt. Außerhalb der Saison greifen wir zurück auf Lieferanten, die Obst eingelagert haben, sowie auf Importe aus anderen Regionen, wie Italien, Spanien und auch Frankreich.

Brandenburgische Obstbauern beklagen derzeit die schlechte Ernte. Wie fiel sie bei Ihnen aus?

Ich kann nicht klagen - wir haben in diesem Jahr nicht weniger Gemüse geerntet als im Vorjahr. Ich habe auch von den Bauern, bei denen wir Obst beziehen, noch nichts von Ernteeinbußen gehört.

Dennoch: Wie können sich Ernteverluste auf die Preise auswirken?

Die Preise für Gemüse und Obst unterliegen sowieso täglichen Schwankungen. Insgesamt kann man bei einigen Bio-Produkten sagen, dass generel ein Mangel an Waren vorherrscht, die Nachfrage aber sehr groß ist. In diesem Jahr sind uns besonders die überdurchschnittlich hohen Preise für Bio-Produkte aufgefallen. Das hat aber nicht unbedingt etwas mit Ernteeinbußen zu tun. Die Verbraucher sind einfach inzwischen bereit, mehr Geld für Nahrungsmittel auszugeben.

Es herrscht in Berlin ein regelrechter Bio-Boom. Warum gibt es so wenig Bio-Produkte aus Brandenburg?

Es gibt zum einen wenig Bauern die Bio-Produkte in Brandenburg anbauen. Und zum anderen sind die Bio-Bauern noch vorsichtig ihren Bestand zu erweitern, da sie nicht wissen, wie sich die Nachfrage nach Bio-Produkten wirklich entwickelt. Die Planung für Pflanzen ist immer eine langfristige - und ein Boom kann auch schon in zwei Monaten wieder vorbei sein.

Das klingt, als würden sie denken, dass die Bio-Produktion keine Zukunft hat?

Ich denke schon, dass es im Biobereich weiter bergauf geht und ein steigendes Interesse vorhanden ist. Allerdings gab es in den 90er Jahren schon einmal einen Bio-Boom und viele Landwirte haben ihre Betriebe auf Bio-Produkte umgestellt. Aufgrund der wirtschaftlichen Verhältnisse sind dann die Preise in den Keller gesunken und die Bio-Bauern mussten ihre Waren zu Schleuderpreisen verkaufen. Da die Anbaukosten sehr hoch sind, sollte man sich also vorher sehr gut überlegen, was und wieviel man anbaut.

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