Rocken wie Elvis

TU-Projekt baut die Verstärker des Kings nach

Got you under my skin, baby: Der King lebt Bild: Reuters

Elvis lebt. Und das nicht nur dank Gedenkfeiern, Shows und Ausstellungen anlässlich seines 30. Todestages am Mittwoch. Studierende der Technischen Universität (TU) haben am Institut für Energie- und Automatisierungstechnik seiner Musik neues Leben eingehaucht.

In dem Projekt "Wildcat", das von vergangenen Oktober bis Juli lief, widmeten sich die Elektrotechniker dem Nachbau von Gitarrenverstärkern aus den 40er-Jahren - und das möglichst originalgetreu. Die Grundlage bildeten Originalpläne aus einem Technikbuch. Die Pläne wurden erst überprüft, um mögliche Fehler auszuschließen. "Es ist wichtig, dass man das Gerät schon in der Vorbereitung genau versteht", sagt Henry Westphal. Er ist Initiator des Projekts und Lehrbeauftragter im Fachbereich Elektronik. "Daher mussten wir am Anfang ganz schön viel trockene Rechenarbeit leisten."

Überraschend einfach sei es hingegen gewesen, die nötigen Teile für die Verstärker zu bekommen. In Deutschland gebe es zwei Firmen, die sich auf deren Herstellung spezialisiert hätten.

Die Idee für dieses Projekt kam Westphal 1991 während seines Studiums der Elektrotechnik. Form nahm es aber erst 14 Jahre später an, als er bereits seit fünf Jahren an der TU lehrte. Ausgangspunkt war die Idee, den Studierenden anhand eines Beispiels allgemeine Fragen der Elektronik näherzubringen. "Der Gitarrenverstärker erschien mir dabei als besonders interessantes Beispiel", sagt Westphal, der aus einer Familie voller Musikfreaks kommt.

Das Außergewöhnliche an diesem technischen Gerät sei dessen kulturgeschichtlicher Hintergrund. Anders als bei der Herstellung gewöhnlicher Elektronikgeräte, die nach rein technischen Kriterien zu untersuchen seien, erkläre sich die akustische Funktionsweise eines Gitarrenverstärkers nur über dessen musikgeschichtlichen Kontext. Wahrscheinlich würde sich heutige Rockmusik - und vor allem E-Gitarren - nie so anhören wie sie es tut, wenn damals die Verstärker aus technischen Gründen nicht so verzerrt geklungen hätten, sagt Westphal.

So sei die Beschäftigung mit der Musikgeschichte eine Grundvoraussetzung für die Teilnahme an dem Projekt gewesen. "Meine persönliche Ansicht ist, dass der Weg zu Innovation über die Beschäftigung mit der Geschichte führt", sagt Westphal. Dieser Ansatz reizte auch die Studierenden. "Das Seminar war bereits kurz nach der Ankündigung voll", erzählt Westphal stolz.

Die Konstruktion der Gitarrenverstärker erfolgte schließlich in Zweiergruppen. "Jede Gruppe stellte die verschiedenen Teilstücke der Verstärker her, so dass wir diese anschließend zusammensetzen konnten", berichtet Westphal. Besonders motivierend seien die Klangproben gewesen, die sie während des Konstruktionsprozesses mit Musikern in einem Studio machten. "Wenn etwas, das man eben gebaut hat plötzlich zum Leben erweckt wird, das ist schon ein erhebender Moment", ist Westphal noch heute zufrieden.

Zum ersten Mal kamen die beiden Nachbauten - genannt Wildcat Bassman Plus und Wildcat Deluxe Plus - Anfang Juni in der langen Nacht der Wissenschaften zum Einsatz. Eine Rock n Roll-Band und ein A-Capella-Chor spielten Elvis-Songs aus den 50er- und 60er-Jahren. Mit dem Resultat, dass die Band nun zukünftig nur noch auf den neuen Verstärkern spielen wird - denn sie klingen wirklich ein bisschen wie Elvis in seiner Anfangsphase. Henry Westphal hat die Geräte bereits patentieren lassen und will sie nun auch kommerziell produzieren. Seinen Teil hat er damit zu Unsterblichkeit des King of Rock'n Roll sicher beigetragen.

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