Israel: Tödliche Schüsse in Jerusalems Altstadt

Neue Spannungen: Beim Versuch, einen israelischen Wachmann in Jerusalem anzugreifen, wird ein Palästinenser getötet. Israelischer Luftangriff zerstört Kontrollturm des Flughafens von Gaza.

Israelischer Soldat in der Nähe des Tatorts in Jerusalem Bild: ap

Jerusalem taz In der Jerusalemer Altstadt ist es gestern Vormittag zu einer Schießerei mit einem Toten und zehn teils schwer Verletzten gekommen. Im christlichen Viertel in der Nähe des Jaffa-Tors gelang es einem etwa 20-jährigen Palästinenser, einem der Wachmänner der jüdischen Religionsschule Ateret Cohanim Jeshiva die Pistole zu entreißen und ihm in die Schulter zu schießen.

Der Palästinenser floh daraufhin mit der Waffe, gefolgt von einem zweiten Wachmann. Bei der Schießerei während der Verfolgungsjagd auf der Avtimos-Straße wurden mehrere Passanten verletzt. Der Wachmann erschoss den Angreifer schließlich. Berichten im israelischen Radio zufolge feuerte er auch dann noch, als der Palästinenser bereits tot war. Dabei wurden weitere Menschen verletzt. Über die Identität des Toten ist bisher noch nichts bekannt. "Es war klar eine nationalistische Tat", so Polizeichef Dudi Cohen.

Die Attacke mit fatalen Folgen ist ein schwerer Rückschlag für die Beziehungen zwischen den religiösen und ethnischen Gruppen in der Jerusalemer Altstadt. Es ist der erste Vorfall seit langem. Die Lage hatte sich in den vergangenen zwei Jahren deutlich entspannt. Nicht nur Touristen waren in die Altstadt zurückgekehrt. Auch für viele Israelis waren die arabischen Viertel wieder ein begehrtes Ausflugsziel am Wochenende, wenn im jüdischen Westteil alles geschlossen ist. "Jerusalem wird den Versuchen, die Sicherheit der Stadt zu untergraben, nicht nachgeben", sagte Bürgermeister Uri Lupolianski. "Die kulturellen Veranstaltungen werden wie gewohnt stattfinden."

Der Zwischenfall kommt zu einem Zeitpunkt, an dem sich die israelische Regierung und die Palästinensische Autonomiebehörde um eine Rückkehr zum Friedensprozess bemühen. Erst diese Woche hatten sich Ministerpräsident Ehud Olmert und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zu Gesprächen in Jericho getroffen. Abbas hatte angekündigt, dass nicht nur die großen Streitfragen auf der Agenda stünden, sondern auch konkrete Schritte zur Erleichterung des Alltags in den palästinensischen Gebieten. So sollen viele Straßensperren im Westjordanland aufgehoben werden. Die beiden Politiker wollen die Isolation der radikalislamischen Hamas, die vor zwei Monaten gewaltsam im Gazastreifen die Macht übernommen hat, zu einem neuen Annäherungsversuch nutzen. Gleichzeitig aber setzt Israel die Hamas im Gazastreifen militärisch unter Druck. Einen Tag nachdem die islamistische Organisation erklärt hatte, sie habe eine Marine gegründet, griff die israelische Armee mit einem Kampfhubschrauber in der Nacht zu Freitag den Kontrollturm des palästinensischen Flughafens in Rafah - seit langem außer Betrieb - an und zerstörte ihn. Eine Armeesprecherin teilte mit, das Militär habe einen Luftangriff gegen drei bewaffnete Extremisten geflogen. Die Gruppe Islamischer Dschihad erklärte, drei ihrer Kämpfer hätten sich zu der Zeit auf dem Gelände befunden, sich aber in Sicherheit bringen können.

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