Nordrhein-Westfalen : Toter bei schweren Unwettern

Rhein-Sperrungen und Straßen unter Wasser: Heftiger Regen hat zu chaotischen Zuständen geführt. Die Bundesregierung warnt vor einer Verzehnfachung des Flut-Risikos.

Überflutete Kleingartenanlage bei Waldshut am Hochrhein Bild: dpa

FRANKFURT AM MAIN taz/ap Nach starkem Regen ist in Nordrhein-Westfalen ein Mann ums Leben gekommen. Der 61-Jährige ertrank in seinem vollgelaufenen Keller in Arnsberg im Sauerland, wie die Polizei am Freitag mitteilte. Rettungskräfte mussten allein in der Stadt in der Nacht Hunderte Male ausrücken. Wegen Hochwassers wurde außerdem der Rhein zwischen Iffezheim in Baden und Germersheim in der Pfalz für den Schiffsverkehr gesperrt. In der Schweiz stabilisierte sich die Lage.

Im Sauerland war vor allem Arnsberg betroffen. Mehrere Straßen wurden gesperrt, mehr als 100 Keller liefen voll. Wie ein Polizeisprecher in Meschede sagte, wollte der 61-Jährige in seinem Keller im Stadtteil Bruchhausen nach dem Rechten sehen und Wasser pumpen. Wegen des Wasserdrucks bekam er vermutlich die Tür nicht mehr auf. Am Morgen entspannte sich die Lage in der Region. Die Aufräumarbeiten dauerten an. Behinderungen gab es zudem in Hagen, im Münsterland sowie in Hessen.

Starker Regen und Gewitter hielten in der Nacht auch die Rettungskräfte in Mönchengladbach auf Trab. Die Feuerwehr rückte nach eigenen Angaben zu rund 100 Einsätzen aus. Überwiegend liefen Keller voll. Ganze Straßenzüge waren betroffen. In manchen Regenwasserkanälen war der Druck so groß, dass Kanaldeckel fortgeschwemmt wurden.

Im Stadtteil Windberg wurde ein 81-Jähriger von seiner Familie tot im Keller aufgefunden, in dem das Wasser etwa fußhoch stand. Der Mann starb vermutlich eines natürlichen Todes, wie die Polizei mitteilte. Die Feuerwehr war zuerst von einem Stromschlag ausgegangen, weil er nach ihren Angaben den Keller mit einer elektrischen Pumpe leer pumpen wollte.

Eine Entspannung gab es in der Nacht in der Schweiz: In Basel und im Aargau sanken die Pegel der Flüsse. In der Stadt Bern fiel die Wassermenge des Flusses Aare unter die kritische Marke. Im Kanton Jura hatte das Hochwasser noch am Donnerstagabend für chaotische Zustände gesorgt: Dort wurden zahlreiche Dörfer überschwemmt und Verkehrsverbindungen unterbrochen. Hunderte Bewohner benötigten die Hilfe der Feuerwehren.

Wegen des starken Hochwassers wurde die Schifffahrt auf dem Rhein zwischen Iffezheim und Germersheim am späten Donnerstagabend eingestellt. Wie das Lagezentrum Baden-Württemberg mitteilte, trat die Sperrung um 22.40 Uhr in Kraft, weil beim Pegel Maxau die Marke von 7,50 Meter erreicht wurde. Wann die Schiffe wieder fahren können, war zunächst nicht absehbar.

Das Bundesumweltministerium rechnet unterdessen mit einer massiven Zunahme der Hochwasser-Gefahr. "Das Hochwasser-Risiko in Deutschland wird sich in absehbarer Zukunft verzehnfachen", sagte der Parlamentarische Staatssekretär Michael Müller der "Rheinischen Post". Schon in wenigen Jahrzehnten werde es wohl im Winter etwa 40 Prozent mehr Regen, aber immer weniger Schnee und Eis geben. Die Abflüsse würden sich enorm beschleunigen.

Der SPD-Politiker kritisierte, seit der Jahrhundertflut an der Elbe vor fünf Jahren hätten die Länder viel zu wenig für den Hochwasserschutz getan. "Wir müssen lernen zu handeln, bevor eine Katastrophe eingetreten ist. Wir müssen mehr für den Gebirgsschutz tun, wir müssen aufhören, Flüsse zu begradigen, und wir müssen viel mehr für den Klimaschutz machen", forderte Müller.

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