T-Mobile: "Rolf Aldag ist nicht mehr tragbar"

Sylvia Schenk, einst Radsportfunktionärin, fordert personelle Konsequenzen für einen Neuanfang beim Radsportsponsor T-Mobile.

Ex-BDR-Präsidentin Sylvia Schenk Bild: dpa

taz: Frau Schenk, wie beurteilen Sie die Entscheidung von T-Mobile, an ihrem Radsport-Engagement doch noch festzuhalten?

Sylvia Schenk: Die Entscheidung ist richtig, ich hatte gehofft, dass T-Mobile weitermacht. Ein Ausstieg wäre ein verheerendes Signal für den Radsport gewesen, es wäre einem Aufgeben gleichgekommen und hätte andere Sponsoren mitgezogen.

SYLVIA SCHENK, 55, Juristin, war von 2001 bis 2004 Präsidentin des Bundes Deutscher Radfahrer.

Wie muss sich der Sponsor nun verhalten?

Er muss dazu beitragen, konsequent Strukturen und Verhalten zu ändern, und darf nicht nur Kosmetik betreiben. Man hat die bisherigen Neuanfänge mit dopingbelasteten Personen verbunden, zum Beispiel hat Rolf Aldag bis zu seinem Dopinggeständnis im Mai 2007 weitergelogen.

Muss Rolf Aldag gehen?

Ja, als sportlichen Leiter jedenfalls halte ich ihn nicht mehr für tragbar. Er hat Fahrer wie Jan Ullrich und den früheren sportlichen Leiter Olaf Ludwig weggeschickt, aber gleichzeitig die Freiburger Ärzte Lothar Heinrich und Andreas Schmid ein Antidopingkonzept ausarbeiten lassen. Aldag musste wissen, dass Heinrich und Schmid systematisch EPO verabreicht haben. Das zeigt sein Eingebundensein in das Kartell des Schweigens, das ja im Radsport allgegenwärtig ist. Auch war im Vorfeld der Tour de France bekannt, dass Patrik Sinkewitz ein Risiko darstellt, dass er möglicherweise zum Dopingmissbrauch bereit ist. Damit ist Aldag nicht adäquat umgegangen. Politik funktioniert auch über Symbole - alte Köpfe, die selbst im System mit drinstecken, zeigen nicht, dass es hundertprozentig ernst gemeint ist.

Kann denn ein Sponsor kontrollieren, was die Athleten so treiben?

Er kann für eine größere Transparenz sorgen. Unabhängige Personen müssen ein Antidopingkonzept entwickeln, das Antidopingnetzwerk muss - in Absprache mit der Nada - enger gezogen werden. Man muss immer wieder deutlich machen, dass man es ernst meint.

T-Mobile will nun die Fahrer selbst zum Antidopingkampf heranziehen - eine Forderung von Ihnen?

Ja. Ich finde es richtig, Fahrergehälter zu beschneiden - besonders, was gut verdienende Fahrer betrifft. Es ist wichtig, dass sich die Denkkultur im Radsport ändert.

Aber schwarze Schafe wird es immer geben?

Klar, Sie wissen auch nicht, ob sich Ihre Kollegen vielleicht bestechen lassen. Aber wenn das Antidopingkonzept gut ist, dann kann man ein schwarzes Schaf auch gut verkraften. Das muss man in Kauf nehmen. INTERVIEW: JUTTA HEESS

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