Migranten-Jobmesse: Abbau von Hemmungen

Ein Pilotprojekt startet in Hamburg: Eine Jobmesse nur für Migranten soll deren Integration beschleunigen.

"So mein Junge, und jetzt ab auf die Jobmesse!" : ap

Es gibt Arbeit, und es gibt Menschen, die welche suchen. Wenn man beide an einem Ort versammelt, dann werden sie schon zueinanderfinden. Das ist das Konzept von Michael Schwarz, der am 28. und 29. September für das "Norddeutsche Netzwerk für die berufliche Integration von Migrantinnen und Migranten" eine Migranten-Jobmesse ausrichten wird. In Deutschland ist das ein Pilotprojekt.

Arbeit ist für Migranten doppelt kostbar, denn doppelt so häufig wie Deutsche sind sie arbeitslos. "Wir richten uns an erwachsene Menschen mit festem Aufenthaltstitel", sagt Michael Schwarz und zählt eine ganze Reihe von Betrieben auf, die sich bereits zur Messe angemeldet haben: Airbus, die Hamburger Hochbahn, die Polizei und die Feuerwehr, Globetrotter und Döner-Produzent Celik Döner.

Das Norddeutsche Netzwerk macht für die Jobmesse Werbung: In lokalen Tageszeitungen, auf S-Bahnhöfen, aber auch zielgruppengerecht in der türkischen Tagespresse. Auf einem Plakat sieht man einen Migranten mit einem zuversichtlichen Lächeln und dem Slogan "Vielfalt ist Gewinn" für die ausländischen Arbeitnehmer werben. Schwarz sagt: "Migranten haben weitläufig unterschätzte Kompetenzen." Interkulturelle Kompetenzen. Sie sind häufig flexibel, sie sprechen mehrere Sprachen und haben Kenntnis von einem ausländischen Markt. Manchmal sogar Kontakte ins Ausland.

Michael Schwarz schaut hoffnungsvoll nach Dänemark und Schweden, wo ähnliche Projekte erfolgreich waren. "In Stockholm und Kopenhagen hatten im Anschluss 25 Prozent einen Job."

Schade, dass die Messe sich nicht auch gezielt an Asylbewerber wendet, die sich seit der neuen Bleiberechtsregelung nach Arbeit umsehen dürfen. Für viele von ihnen ist Arbeit besonders schwer zu finden, bedeutet aber, bleiben zu dürfen und eine klare Zukunftsperspektive zu haben.

Aber erst mal werden die Betriebe Ende September ihre Stände im Hamburger Museum für Arbeit aufbauen. Die 4.000 erwarteten Migranten werden sich zu einem gigantischen Vorstellungs-, Begrüßungs- und Bewerbungsmarathon aufmachen.

Die Migranten werden Kontakt zu den Firmen bekommen. Die Firmen werden die Angst vor den Migranten verlieren. Und alle werden von der Vielfalt profitieren.

Bei Globetrotter werden in Zukunft hoffentlich verstärkt Migranten Rucksacktouristen über die richtige Ausrüstung für ihre Heimatländer beraten. Von der Hamburger Hochbahn erwarten wir künftig eine Schalterauskunft in korrektem Englisch. Nur Celik Döner möchte man doch fast zu einer Stellenanzeige in einer großen deutschen Tageszeitung raten. Der Vielfalt wegen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.