Ernährung: Heisshunger auf Vollkornbrot

Rekordwert: Deutsche essen knapp 90 Kilo Brot im Jahr. Auch bei Backwaren werden Preissteigerungen erwartet.

Vollkornbrot: bei 28% der Deutschen die No. 1 Bild: dpa

BERLIN taz Brotzeit in Deutschland: Der Appetit auf Backwaren ist so groß wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Im letzten Jahr hat jeder Bundesbürger durchschnittlich 86,9 Kilogramm Brot, Brötchen und Kleingebäck gegessen. Damit ist der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch um 1 Kilo gestiegen und erreichte so den höchsten Wert seit der Wiedervereinigung, teilte die Vereinigung Getreide-, Markt- und Ernährungsforschung (GMF) am Donnerstag in Berlin mit.

Ihren Hunger stillen die Verbraucher am liebsten mit Vollkornbrot: Körnig, gut schmeckend und gesund sollen die Getreideerzeugnisse sein, erklärten 28 Prozent der Befragten einer Umfrage der Centralen Marketinggesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA). Vor allem bei Frauen und der Generation zwischen 30 und 50 Jahren seien diese Sorten beliebt. Platz zwei der Hitliste belegen die Mehrkorn- und Spezialbrote mit 24 Prozent, gefolgt von Roggenbroten mit 22 Prozent. Letztere sind laut dem Trendbarometer Brot der CMA besonders bei älteren Leuten beliebt. Die jüngeren Kunden ernähren sich dagegen lieber mit Weißbrot. Auch regional gibt es Unterschiede: Im Norden ist Schwarzbrot am beliebtesten, im Süden eher Weißbrot.

"Wir begrüßen es, dass die deutschen Konsumenten bei rund 300 Brotsorten immer mehr zu gesunden Getreideprodukten greifen", sagte Heiko Zentgraf, der Geschäftsführer der GMF. Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht sei das Brot "Gesundheit mit Geschmack". Jetzt würden es die Verbraucher umgekehrt als "Genuss, der gesund macht", beschreiben.

In nächster Zeit könnte sich allerdings die Zufriedenheit der Brotliebhaber trüben. Denn der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks befürchtet, dass Backwaren künftig teurer werden. In den letzten Jahren sind die weltweiten Getreidepreise gestiegen, da die große Nachfrage die Produktion übertraf. "Die Betriebe werden in dieser Situation aufgrund des harten Wettbewerbs und ohne große Kapitalreserven auf jeden Fall darauf angewiesen sein, die Ertragslage zu stabilisieren", sagte Eberhard Groebel, Hauptgeschäftsführer des Verbands. Ein Ausmaß der Preissteigerung wie bei Milchprodukten erwarte er aber nicht.

Durch die steigenden Milchpreise werden auch Butter und Käse teurer. Die Preise von Butter sind in den letzten Tagen schon gestiegen: Ein Pfund Butter kostet bei Aldi inzwischen 1,19 Euro; im Mai lag der Preis noch bei 0,79 Euro. Bei Käse werden die Preise in nächster Zeit steigen, erwartet Richards von der Zentralen Markt- und Preisberichtstelle. Seit Mai ist der durchschnittliche Preis für einen Liter Milch von 59 auf 66 Cent geklettert. Laut Richards zeichnen sich schon seit Mitte 2006 die steigenden Preise für Milchprodukte ab. Die Konsumenten spüren diese Entwicklung aber erst jetzt, weil Bauern, Molkereien und Einzelhändler langfristige Verträge abschließen. Nach Angaben des Deutschen Bauernverbandes kommen die steigenden Preise auch den Landwirten zugute. Statt 27 Cent wie vor einigen Monaten würden die Molkereien demnächst 33 bis 36 Cent zahlen. Damit stellten die Preisanhebungen einen wichtigen Schritt zur Sicherung der Zukunft der deutschen Milcherzeugung dar, so der Bauernverband. Auch nach der Erhöhung bleiben Lebensmittel in Deutschland vergleichsweise günstig: Wie das Europäische Statistikamt berichtete, betrugen die Preise etwa bei Milchprodukten im vergangenen Jahr nur 87 Prozent des europäischen Durchschnitts.

Der Präsident des Naturschutzbundes NABU, Olaf Tschimpke, sieht dagegen in einem angemessenen Preisniveau die Voraussetzung dafür, eine vielfältige Kulturlandschaft zu erhalten.

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