Vattenfall: Atomlobby prüft

Eine Kommission aus AKW-Befürwortern beginnt jetzt, die Störfälle von Krümmel und Co aufzuklären. Die Diskussion über die Sicherheit von AKWs sein "überhitzt", meint einer von ihnen.

Die grauen Herren von der Kommission: Wolfgang Hösel, Adolf Birkhofer, Wolfgang Preuß. Bild: dpa

Das Atomkraftwerk Krümmel wird umgebaut. Als erste Konsequenz aus dem Störfall wird Vattenfall die Belüftungsanlage der Kraftwerkszentrale modernisieren. Über die Belüftung waren während des Brandes am 28. Juni Rauchgase in die Schaltzentrale eingedrungen und hatten bei den Mitarbeitern zu Atemwegsreizungen geführt. "Wir werden die Belüftung mit Instrumentarien ausrüsten, die das Eindringen von Rauchgas zukünftig verhindert", kündigte Reinhardt Hassa, Chef der Vattenfall-Atomsparte an.

Erstmals trat am Freitag eine Vattenfall-eigene Expertenkommission in Erscheinung: Die fünfköpfige Gruppe aus Wissenschaftlern und Ingenieuren soll Verbesserungsvorschläge für den Betrieb der Anlage in Krümmel erarbeiten. Vattenfall hat für die Kommission fünf Millionen Euro bereitgestellt. Die Höhe der im Rahmen der Revision für Neuerungen und Instandhaltungen erwarteten Kosten bezifferte Hassa auf rund 25 Millionen Euro. Dazu kommt täglich ein Produktionsausfall in Höhe von einer Million Euro.

Die Diskussion über die Sicherheit der Atomkraft sei "überhitzt", erklärte am Freitag Kommissionsmitglied Adolf Birkhofer. Der 73-jährige Professor ist einziges Ehrenmitglied der Kerntechnischen Gesellschaft, Präsidiumsmitglied des Deutschen Atomforums und Mitglied des Europäischen Nuklearrates. Auch ein anderes Mitglied der Komission, Peter Hirt, ist ausgewiesener Atomlobbyist. Der Schweizer ist Präsident von Swissnuclear, einem Zusammenschluss der Schweizer Atomkraftwerke.

"Der Auftrag der Kommission ist doch nicht, für mehr Sicherheit zu sorgen. Ihr Auftrag ist, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen", urteilt der Atomexperte Dirk Seifert von Robin Wood. Eine genaue Prüfung der Sicherheit der Reaktoren würde außerdem eine weitere Konsequenz haben. Seifert: "Vattenfall hat beantragt, von Krümmel Strommengen auf das AKW Brunsbüttel zu übertragen. Würde Vattenfall unvoreingenommen die Sicherheit beider Anlagen prüfen, müsste der Antrag auf Eis gelegt werden. Schließlich könnte eine solche Prüfung ergeben: Brunsbüttel ist nicht sicher genug."

Die Atomaufsicht in Kiel jedenfalls sieht im Vorgehen "eine positive Tendenz": "Vattenfall ist bemüht, etwas zu tun", sagt Christian Kohl, Sprecher des Sozialministeriums, das in Schleswig-Holstein auch Atomaufsichtsbehörde ist. Allerdings stellt er fest: "Die Arbeit der Kommission wird keine Auswirkungen auf unsere Arbeit als Atomaufsicht haben." Es werde keine direkte Zusammenarbeit mit der Expertenkommission von Vattenfall geben. Außerdem sei für ein Neuanfahren der Reaktoren deren Arbeit völlig unerheblich. Kohl: "Entscheidend ist, ob uns alle Sicherheitsnachweise eingereicht worden sind - und von unseren Experten bestätigt wurden. Erst dann können die Kraftwerke wieder angefahren werden."

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