Kommentar: Nordkorea-Politik greift zu kurz

Dass die Atomgespräche ergebnislos endeten, ist nicht überraschend. Die USA und Ostasien fehlt - abgesehen von der Atomfrage - eine gemeinsame Vision für Nordkorea.

Wenig überraschend gingen die Unterhändler der Nordkorea-Atomgespräche in Peking gestern ohne Ergebnis auseinander. Sie konnten sich nicht auf einen Zeitplan einigen, wann konkret die Generäle in Pjöngjang ihr Atomprogramm offenlegen und wann sie alle nuklearen Anlagen unbrauchbar machen müssen.

Das ist das Ergebnis nach vier Jahren der Verhandlungen: Nordkorea ist ein Atomstaat und will es bleiben. Auch wenn der alte Fünf-Megawatt-Reaktor in Yongbyon gerade stillgelegt wurde, sind Kim und seine Militärs fest davon überzeugt, dass die USA nichts anderes im Sinn haben, als ihr Land anzugreifen. Die Bombe ist die beste Lebensversicherung. Hätte Saddam Hussein sie gehabt, glauben sie, dann wäre er womöglich noch am Leben.

Trotzdem treffen sich die Diplomaten Nordkoreas und seiner Nachbarländer China, Südkorea, Japan, Russland sowie die USA (die 29.000 Soldaten in Südkorea stationiert haben) seit vier Jahren unermüdlich zu den Sechs-Parteien-Gesprächen in Peking.

Warum kann Pjöngjang so erfolgreich pokern? Der wichtigste Grund: Der Diktator Kim weiß,wie die Teilnehmer der Diplomatenrunde gegeneinander auszuspielen sind. Während Südkorea und China das Kim-Regime mit Wirtschaftshilfen über Wasser halten, versuchen die USA und Japan, es mit Sanktionen in die Knie zu zwingen. Nordkorea ist nicht nur wirtschaftlich ausgepowert, sein "Großer Führer Genosse General" Kim soll auch krank sein. Was passiert, wenn er stirbt? Bislang ist sich die Sechser-Runde nur darüber einig, dass die koreanische Halbinsel nuklearfrei sein soll. Das ist zwar wichtig, aber das reicht nicht aus.

Die USA und die Ostasiaten müssen sich dringend darüber verständigen, was mit Nordkorea passieren soll, falls das Kim-Regime zusammenbricht. Nötig wäre es, nach dem Vorbild des KSZE-Prozesses in Osteuropa in den 80er-Jahren eine Sicherheitskonferenz in Ostasien zu schaffen, die sich auf einen Krisenplan und auf einen gemeinsamen Weg in die Zukunft verständigt. Die Zeit droht davonzulaufen.

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Bis Anfang 2012 Korrespondentin der taz in China, seither wieder in der Berliner Zentrale. Mit der taz verbunden seit über zwanzig Jahren: anfangs als Redakteurin im Auslandsressort, zuständig für Asien, dann ab 1996 Südostasienkorrespondentin mit Sitz in Bangkok und ab 2000 für die taz und andere deutschsprachige Zeitungen in Peking. Veröffentlichung: gemeinsam mit Andreas Lorenz: „Das andere China“, wjs-verlag, Berlin

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