Australien: Angst vor Skandal?

Ein in Australien unter Terrorverdacht festgenommener indischer Arzt soll jetzt eiligst ausgewiesen werden

Nicht eben zimperlich im Umgang mit Terrorverdächtigen Bild: dpa

CANBERRA taz Der vor zwei Wochen in Australien unter dem Vorwurf der Unterstützung von Terroristen verhaftete indische Mediziner Mohammed Haneef wird des Landes verwiesen. Dies teilte am Montag der australische Einwanderungsminister Kevin Andrews mit. Zuvor hatte eine Richterin die Freilassung des Arztes gegen Kaution angeordnet. Er werde sich zu einem späteren Zeitpunkt vor Gericht einer Anklage wegen Verletzung von Antiterrorgesetzen stellen müssen. Dazu dürfte es aber nicht mehr kommen. Laut Andrews wurde Haneef in Abschiebehaft genommen, als ihn die Behörden in der Stadt Brisbane am Montagmorgen vorläufig auf freien Fuß setzten. Die Tatsache, dass der 27-Jährige mit Terrorverdächtigen in Großbritannien in Kontakt stand, erlaube einen Entzug seines Visums aus "Charaktergründen", so Andrews. Die beiden des Anschlages in Glasgow verdächtigen Männer sind Verwandte von Haneef.

Kritiker meinten, die australische Regierung schiebe Haneef ab, um zu verhindern, dass er seine Erfahrungen mit den Behörden den Medien mitteilen kann. Die Zeitung Sydney Morning Herald kommentierte, Andrews habe "das Recht in die eigene Hand genommen" und das Jahrhunderte alte Prinzip der Unschuldsvermutung verletzt.

Die australische Polizei hatte Haneef fast zwei Wochen lang in Gewahrsam gehalten, ohne gegen ihn Anklage zu erheben. Vor zwei Jahren eingeführte drakonische Antiterrorgesetze ermöglichten die lange Haft.

Haneef war am 2. Juli auf dem Flughafen Brisbane festgenommen worden, als er das Land in Richtung Indien verlassen wollte. Seither hatten Polizei und Geheimdienste seinen Computer analysiert, auf denen sich Dokumente mit einem Umfang von über 300.000 Seiten befunden haben sollen. Auch seine Wohnung sei von Beamten "komplett auf den Kopf gestellt und verwüstet worden", wie Nachbarn berichteten. Kurz nach seiner Verhaftung verhörte die Polizei in Westaustralien und in Sydney vier weitere indischstämmige Ärzte. Sie wurden aber rasch wieder freigelassen. Haneefs Anwalt kritisierte mehrfach das Vorgehen der Polizei, die ihn nicht über Fortschritte bei den Ermittlungen informiert habe.

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