Zypern: Kommunist will Präsident werden

Dem Kandidaten der zyperngriechischen "Fortschrittspartei" AKEL werden im Februar gute Chancen eingeräumt.

Die AKEL hat auf Zypern die Nase vorn. Bild: dpa

BERLIN taz Ein Kommunistenführer könnte im kommenden Jahr den Kreis der EU-Regierungschefs bereichern: Zum ersten Mal in ihrer Geschichte will die zyperngriechische "Fortschrittspartei des arbeitenden Volkes" (AKEL) mit einem eigenen Kandidaten bei der Präsidentschaftswahl im Februar antreten. Das beschloss am Sonntagabend ein außerordentlicher Parteikongress in Nikosia.

Die Chancen für Demetris Christofias (60) stehen nicht schlecht. Der in Moskau Anfang der 70er ausgebildete Parteichef gilt zwar nicht als Lichtgestalt politischer Rhetorik. Doch AKEL ist aus den Parlamentswahlen der letzten Jahrzehnte mehrfach mit über 30 Prozent als stärkste Kraft hervorgegangen. Ideologisch kann die Partei auf eine nahezu bruchlose Kontinuität vom Stalinismus bis heute zurückblicken. In der praktischen Politik verfolgt AKEL jedoch eher einen sozialdemokratischen Kurs. Die Partei unterhält zudem gute Beziehungen zu den türkischen Zyprioten.

Mit der Kandidatur von Christofias verdunkelt sich zugleich die Zukunft für den derzeitigen Präsidenten Tassos Papadopoulos. Der nationalistische Führer der Demokratischen Partei konnte 2002 nur dank eines bizarren Bündnisses mit den Linken das Präsidentenamt erobern. Ohne die Hilfe von AKEL gerät er in Gefahr, schon vor einer Stichwahl auszuscheiden.

Papadopoulos gilt international als ein Haupthindernis für eine Lösung des Zypernkonflikts mit den Zyperntürken. Mit vehementem Einsatz lehnte er zuletzt einen UN-Plan zur Wiedervereinigung der Insel als zu türkenfreundlich ab. In einem Referendum scheiterte der Annan-Plan am Nein der griechischen Zyprioten. Ob Papadopoulos für eine zweite Amtszeit noch zur Verfügung steht, ist derzeit offen.

Für die Konservativen wird der Europaabgeordnete Ioannis Kaoulides bei den Präsidentenwahlen antreten. Auch ihm werden gute Chancen eingeräumt, da er in einem zweiten Wahlgang die enttäuschten Anhänger von Papadopoulos einsammeln könnte.

Egal ob Kommunist Christofias oder Kasoulides - die Chancen für eine Zypern-Einigung dürften mit einem anderen Präsidenten der Republik deutlich steigen. Damit könnte sich auch das angespannte Verhältnis zwischen der EU und der Türkei entspannen. Weil die Türkei eine Anerkennung der Republik Zypern verweigert, sind die Gespräche über eine Mitgliedschaft Ankaras ins Stocken geraten.

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