Pakistan: Anführer ruft zur Aufgabe auf

Nach tagelangen Kämpfen zeichnet sich ein Sieg der Regierung über die Besetzer der Roten Moschee ab. Mit Härte will Präsident Musharraf vor der Wahl punkten.

Kämpfer vor umstellter Koranschule in Islamabad Bild: dpa

DELHI taz Im Kampf um die Rote Moschee in Islamabad hat der Staat am Donnerstag die Oberhand gewonnen. Am dritten Tag lieferten sich bewaffnete Koranschüler und Sicherheitskräfte heftige Kämpfe. In der Nacht zuvor hatten über 1.200 Besetzer das Moscheegelände im Zentrum der pakistanischen Hauptstadt Islamabad verlassen und sich ergeben.

Die Rote Moschee befindet sich seit Monaten im Konflikt mit der Regierung. Ihre Betreiber wollen in Pakistan einen islamischen Gottesstaat nach Taliban-Vorbild errichten. Präsident Pervez Musharraf hatte am Wochenbeginn die Räumung der Moschee angeordnet und sie von Sicherheitskräften umstellen lassen. Mindestens 19 Menschen kamen bisher bei den Kämpfen ums Leben.

Einer der beiden Kleriker an der Spitze der Rebellion schlug sich gestern Nachmittag auf die Seite der Regierung und rief seine Anhänger zum Aufgeben auf. Moschee-Vorsteher Abdul Aziz war dank seines Leibesumfangs bei einer Körperkontrolle erwischt worden, als er unter einer Burka die Moschee verlassen wollte.

Rund 60 "Terroristen" hielten sich nach Regierungsangaben am Donnerstag noch im Gebäude versteckt. Aber selbst wenn Aziz Bruder Abdul Ghazi und seine Getreuen sich ergeben werden, wird dies kaum als ein Sieg von Präsident Musharraf in die Annalen eingehen. Der General ließ es geschehen, dass die beiden Kleriker vor seiner Nase das Gesetz in die Hand nahmen und monatelang im Namen des Islam die Umgebung drangsalierten. Zuerst übernahmen sie eine öffentliche Bibliothek, die angeblich antiislamische Bücher führte, dann forderten sie die Regierung auf, illegal gebaute Moscheen, die abgerissen worden waren, wieder aufzubauen - und die Regierungsvertreter gehorchten. Dies ermunterte die Moschee-Besetzer zu neuen Taten. Sie griffen Videotheken an und verbrannten öffentlich DVDs.

Erst als die jungen KämpferInnen vor zwei Wochen einen Massagesalon überfielen und sieben Insassen entführten, musste Musharraf schließlich eingreifen. Die meisten Entführten waren Chinesen, und Peking hatte harsche Kritik geübt.

Für Musharrafs Kampagne zur Wiederwahl im Herbst ist die Episode ein Desaster. Sie wirft zudem die Frage auf, wie stark die Armee hinter ihm steht. In der Vergangenheit hat sie ihre Präsidentengeneräle jeweils dann fallen lassen, wenn sich zeigte, dass die Institution der Armee mehr Schaden litt, als ihre Machtausübung Nutzen versprach.

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