American Football: Der ungeliebte Kontinent

Nach dem Finale der NFL Europa geht es um die Zukunft der Retorten-Liga. Sie soll auf zwölf Mannschaften aufgestockt werden.

Immer rauf! Das ist American Football Bild: dpa

FRANKFURT/MAIN taz Die Enttäuschung bei J. T. OSullivan war groß. Der Quarterback der Frankfurt Galaxy stand nach dem mit 27:38 verlorenen World-Bowl-Finale gegen die Hamburg Sea Devils niedergeschlagen herum, und wusste seine Gefühle kaum zu beschreiben. Als ein Reporter fragte, ob er noch ein drittes Jahr bei der Galaxy spielen werde, gab OSullivan sich diplomatisch: "Ich habe Spaß gehabt in Frankfurt. Wenn ich bei keinem NFL-Verein unterkomme, würde ich nicht sagen, dass ich dann nicht doch für ein drittes Jahr wiederkommen würde."

Der Satz beschreibt das Dilemma eines jeden Spielers, eines jeden Vereins und der gesamten NFL Europa. Es handelt sich eben nur um einen Ableger der US-Version, dessen Zukunft auf Dauer ungewiss ist. Liga-Boss Uwe Bergheim hatte unter der Woche verkündet, dass in vier Wochen in den USA darüber entschieden wird, ob sein neues Konzept für die NFL Europa tragbar ist oder nicht. Es soll endlich erreicht werden, was seit dem Start des Ablegers 1991 versucht wird: ein lukratives Geschäft zu machen. Bisher verschlang die Ausbildung der US-Talente in Europa und der Versuch, die NFL außerhalb der USA bekannter zu machen, jede Saison mehrere Millionen Euro. Bergheims Konzept sieht ab 2009 eine Erweiterung von sechs auf zwölf Teams vor, vornehmlich in Deutschland, und eine Verlängerung der Saison von drei auf sechs Monate. Sollte sich das Konzept durchsetzen, wäre das wohl gleichbedeutend mit einer Vertragsverlängerung, die über das bisherige Vertragsende 2010 hinausginge. Aber das Risiko ist groß. Denn eine Erweiterung ist mit weiteren Kosten verbunden.

Doch Uwe Bergheim kann den Verantwortlichen in den USA zumindest eine gute Zahl vorlegen. Die NFL Europa hat in dieser Saison einen neuen Zuschauerrekord zu verzeichnen. Allein das World-Bowl-Finale in Frankfurt sahen 48.125 Fans. Zudem wurde das Spiel in weite Teile der Welt übertragen. So konnten viele Football-Fans sehen, dass in Europa durchaus hochwertiger Football gespielt wird. Allein das Duo Casey Bramlet, Quarterback der Finalneulinge aus Hamburg, und sein kongenialer Passfänger Marcus Maxwell, der zwei Touchdowns schaffte, entzückten die Fans der Sea Devils. Bramlet wurde verdientermaßen zum wertvollsten Spieler (MVP) der Partie gewählt. Vor allem im ersten Viertel, in dem die Sea Devils zweimal erfolgreich waren und mit 13:0 in Führung gingen, jagte Bramlet den Frankfurtern einen gehörigen Schrecken ein. Doch die kamen, angeführt vom keineswegs enttäuschenden J. T. OSullivan nach der Halbzeitpause eindrucksvoll zurück - und bis auf 21:23 heran. Am Ende setzte sich aber das etwas variablere Spiel der Hamburger durch.

"Ich war heute nah dran am perfekten Tag", sagte Bramlet und fügte hinzu: "Ich hoffe, in San Francisco haben sie dieses Spiel gesehen." Auch für Bramlet steht außer Frage, dass er in der NFL spielen möchte. Für ihn wie für viele andere auch dient Europa nur als Sprungbrett. Sie wollen sich den Agenten der NFL-Teams zeigen. Hamburgs Head-Coach Vince Martino war durchaus beeindruckt von der Entwicklung einiger seiner Spieler. "Es gibt vier oder fünf unter ihnen, die durchaus in der NFL spielen könnten." Shawn Mayer hat das schon hinter sich. Der Defensivspieler der Sea Devils hat mit den New England Patriots bereits den Super Bowl in den USA gewonnen. "Klar ist der Super-Bowl-Gewinner das beste Team der Welt, aber hier zu spielen ist eine tolle Erfahrung", sagte er.

Es ist vermutlich vor allem das Geld, das die Spieler von der großen NFL träumen lässt. Das sitzt in den USA etwas lockerer. Das beweisen derzeit finanzstarke Investoren um Google-Geschäftsführer Tim Armstrong und Dallas Mavericks-Besitzer Mark Cuban, die eine zweite US-Football-Liga planen: die United Football League (UFL). Bereits 2008 sollen Spiele außerhalb des NFL-Spielplans stattfinden. Die Entscheidung, ob Bergheims Konzept zur Erweiterung der NFL Europa in den USA Anklang findet, hängt sicher auch von der Entwicklung dieser Konkurrenzliga ab. In seinem Blog erklärt Cuban das Konzept: Durch die neue Liga entstünde mehr Konkurrenz, auch unten den Spielern. Die Gehälter würden steigen, dadurch gute und weniger gute Spieler gleichmäßig auf NFL und UFL verteilt werden, da auch billigere Spieler eingesetzt werden müssten - Profis, die sonst in Deutschland spielen würden.

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