Ins Amt gebeten

Böge musste sich bitten und anbetteln lassen – am Ende sagte er Ja

Nein, Lust hatte Reimer Böge nicht, CDU-Landeschef von Schleswig-Holstein zu werden. Als Jost de Jager, der ehemalige Wirtschaftsminister und bei der letzten Landtagswahl gescheiterte Spitzenkandidat, vor rund zwei Wochen den Posten hinschmiss, kam ein ziemlich deutliches Nein aus Brüssel. Dort sitzt Böge für die CDU seit fast einem Vierteljahrhundert im Europaparlament.

Er wolle nicht Nachfolger werden, ließ er also verkünden. Jetzt macht er es doch. Am Mittwoch reichte er seine Bewerbung offiziell in der Kieler Parteizentrale ein, am Donnerstag gab es das Go vom Landesvorstand, Mitte März wählt der Parteitag.

Überraschend war das nicht, es gab keine Gegenkandidaten, und man kann davon ausgehen, dass die Personalie vorher hinreichend ausgekungelt worden ist. Böge hat sich bitten, in die Pflicht nehmen lassen. Es wirkt nicht so, als wäre das nur Koketterie.

Und es ist verständlich, diesen Job eigentlich nicht zu wollen: Die Landes-CDU ist hoch verschuldet, hat bei der vergangenen Landtagswahl das schlechteste Wahlergebnis seit 1950 eingefahren und den Regierungsauftrag verloren. Die Landtagsfraktion wird dominiert von mittelmäßigen Provinzfürsten, von denen keiner ernsthaft infrage kam für den Job des Landesvorsitzenden.

So macht es nun also Böge, Diplomagraringenieur mit eigenem Hof in Hasenmoor, Präsident der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tierzüchter. Vom Profil her ein klassischer Vorsitzender für eine Flächenland-CDU. Im Land spielte er bisher kaum eine wahrnehmbare Rolle – wie das so oft ist bei Europaparlamentariern –, auch wenn er seinen Wahlkreis ganz ordentlich beackerte. Zwar ist er seit 1999 Vizelandesvorsitzender der Nord-CDU. Doch: Wer kennt die schon?

Man muss mehr als 15 Jahre zurückgehen, um etwas Auffälligeres bei Böge zu finden: Er leitete die Untersuchungskommission des Parlaments zum BSE-Skandal.

Böge sagt, er will den Modernisierungskurs fortsetzen, den sein Vorgänger de Jager eingeleitet hat. Arbeitnehmerfragen, Nachhaltigkeit, Integration – darum soll sich die Landes-CDU jetzt mehr kümmern. Und, ja, die Partei solle sich mehr öffnen, für Jüngere und für Frauen.

Ob ausgerechnet ein 61-Jähriger für diesen modernen Kurs stehen kann, wird sich erst zeigen müssen. DANIEL KUMMETZ