In der Mülltonne landet viel zu viel Geld

Die Abfallgebühren sind in einigen Städten fünfmal höher als anderswo. Besonders teuer: die Biotonne

BERLIN taz ■ Müll ist Müll, möchte man meinen. Und dennoch gibt es zwischen den Bundesländern, selbst zwischen einzelnen Kommunen, erhebliche Unterschiede bei den Abfallgebühren. Einzige Gemeinsamkeit: Die Gebühren steigen. Verbraucherschützer mahnten gestern bei den Kommunen an, die Müllentgelte zu überprüfen.

Die deutschen Verbraucher sammeln und trennen akribisch ihren Müll. „Ihre Erwartung, dass die Abfalltrennung zu sinkenden Gebühren führen würde, wurden dennoch nicht erfüllt“, sagte Edda Müller vom Bundesverband der Verbraucherzentralen. Im Gegenteil: Die Abfallgebühren seien zwischen 1990 und 2000 doppelt so stark wie die Lebenserhaltungskosten gestiegen. Eine Erklärung gebe es nicht.

Die Müllabfuhr kostet einen Vier-Personen-Haushalt derzeit durchschnittlich 190 Euro pro Jahr. Dabei zahlen die Saarländer im Schnitt 134 Euro pro Haushalt und Jahr, die Hamburger in derselben Zeit 280 Euro. Auch innerhalb der einzelnen Bundesländer variieren die Gebühren enorm. So kann die 14-tägliche Leerung einer 240-Liter-Tonne in Nordrhein-Westfalen zwischen 150 und 900 Euro kosten. Das ist eine Differenz von 500 Prozent.

Verbraucherschützerin Müller ist überzeugt, dass der Abfall billiger abgeholt werden könnte. Dazu müssten die kommunalen Müllfirmen nur ihre Routen besser planen und die Gemeinden besser kooperieren. Müller: „Nicht jede Stadt und jeder Landkreis muss eine eigene Müllanlage betreiben.“

Einen Fortschritt gibt es dann doch: Der Müll wird besser recycelt. Vor fünfzehn Jahren landeten knapp 90 Prozent aller Hausabfälle in der grauen Tonne für Restmüll. Heute wird hingegen mehr als die Hälfte des Mülls verwertet. Papier hat daran den größten Anteil, gefolgt von Glas und Verpackungen.

Deshalb plädiert der Verbraucherverband dafür, die getrennte Müllsammlung beizubehalten. Mit einer Ausnahme: die Biotonne für organische Abfälle. Diese ist aus Sicht der Konsumentenschützer zu teuer. Auf das Konto der braunen Tonne geht fast ein Fünftel der gesamten Müllkosten.

Dabei ist ihr Nutzen zweifelhaft. In einer von der Verbraucherzentrale in Auftrag gegebenen Studie heißt es: „Die Kompostierung von Bioabfällen verursacht aufgrund von Ammoniak-Emissionen erhebliche Belastungen.“ Diese führten dazu, dass Böden überdüngt würden – wie durch Schweinegülle.

Ganz anderer Meinung ist da allerdings der Bundesverband der Deutschen Entsorgungswirtschaft: „Der Kompost, der aus dem Inhalt der Biotonne gewonnen wird, ist sehr humusreich“, so Sprecher Gerd Henghuber. Er werde als Ersatz für Gartenerde genutzt. Und deshalb helfe der Biomüll etwa Moore zu schützen, in denen sonst mehr Torf gestochen werden müsse.

ANNETTE LEYSSNER