„Unter der Gürtellinie“ „Tabubruch“ „primitiv“ „niveaulos“ „wer es nötig hat“

ANMACHE Große Aufregung in der FDP nach „Stern“-Bericht über den Umgang von Spitzenkandidat Rainer Brüderle mit einer Journalistin

BERLIN taz/dapd | Die Liberalen verteidigen ihren Spitzenkandidaten Rainer Brüderle gegen Sexismusvorwürfe und schießen zurück: Nach einem Stern-Bericht über das Verhalten des FDP-Fraktionschefs gegenüber einer Journalistin kritisierten zahlreiche FDP-Politiker den Stern und die Autorin des Artikels.

„Diese Art der Berichterstattung ein Jahr nach einem angeblichen Vorfall ist zutiefst unfair“, sagte Außenminister Guido Westerwelle. Der FDP-Bundestagsabgeordnete Rainer Stinner nannte es „durchsichtig“ und „primitiv“, dass die Journalistin ihre Vorwürfe gerade jetzt herauskrame, kurz nachdem Brüderle zum Spitzenmann gekürt wurde.

Die Stern-Redakteurin Laura Himmelreich hatte über anzügliche Bemerkungen Brüderles bei einer Begegnung Anfang 2012 berichtet. Unter anderem habe ihr auf den Busen geschaut und gesagt: „Sie können ein Dirndl auch ausfüllen.“ Außerdem behauptete Brüderle demnach: „Politiker verfallen doch alle Journalistinnen.“ Später sei er „mit seinem Gesicht sehr nah auf mein Gesicht“ zugesteuert.

Die Stern-Geschichte sei „ein Tabubruch“, schimpfte FDP-Präsidiumsmitglied Jörg-Uwe Hahn. „Wer es nötig hat, so etwas als ‚Story‘ zu verkaufen, hat sich von seinem Chefredakteur vor den schmutzigen Karren spannen lassen.“ Der Stern betreibe damit „Journalismus unter der Gürtellinie“. Auch die FDP-Politikerin Elke Hoff warf dem Stern „einen rücksichtslosen Schlag unter die Gürtellinie“ vor.

Brüderle selbst äußerte sich bis Donnerstagabend nicht zu dem Bericht, der am Mittwoch bereits in Auszügen bekannt geworden war. Der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes, Michael Konken, nannte es „schon verwunderlich, dass er dazu noch keine Stellung bezogen hat“. Aus der Pressestelle der FDP-Fraktion hieß es nur: „Kein Kommentar.“ LKW

Schwerpunkt SEITE 3