„Betrieblicher Nebeneffekt“

INFOTAG An der Hochschule wird über Gesundheits-Management am Arbeitsplatz diskutiert

■ 51, Krankenschwester und Soziologin, seit 2003 Hochschullehrerin für Pflege- und Gesundheitsmanagement.

taz: Frau Roes, was verbirgt sich hinter „betrieblichem Gesundheitsmanagement“?

Martina Roes: Es geht um Gesundheitsförderung: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden immer älter, bleiben länger im Beruf. Damit steigt für auch die Verantwortung der Unternehmen. Wir diskutieren, wie konkrete Konzepte in den Betrieben umgesetzt werden können.

Sie meinen, diese berühmte Büro-Akrobatik für den Rücken?

Das ist ein Punkt. Es geht auch um Arbeitsschutz, etwa, ob die Sitzhöhe im Verhältnis zum Tisch adäquat ist. Das geht auch die Management-Ebene an, es sollte als Bestandteil der Unternehmenskultur begriffen werden. Neben der singulären Maßnahme, dass eine Mitarbeiterin schon immer mal „Nordic-Walking“ machen wollte, möchte ich ja, dass ich einen Nebeneffekt habe der sich betrieblich widerspiegelt.

Die Menschen werden älter, die Arbeit härter und Sie helfen den Unternehmern, dass das funktioniert?

Genau, also, mit den Anforderungen umzugehen. Jeder geht mit Stress unterschiedlich um. Wenn im Krankenhaus die Fallzahlen erhöht werden, muss ich Bewältigungsstrategien entwickeln, damit ich das nicht selbst kompensiere. Nicht nur die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch die Betriebe.

Sie organisieren die maximale Ausbeutung?

Nein, so würde ich das nicht sagen. Wir haben eher ein Verständnis davon, dass der Mitarbeiter eine bestimmte Kompetenz hat, die möglichst lange gefördert werden soll. Die körperliche Arbeit in der Pflege etwa – wenn ich möchte, dass ich möglichst lange in diesem Bereich arbeiten kann, muss ich lernen, rückenschonend zu arbeiten. Der Arbeitgeber aber ist auch gefordert, zu überlegen, was er tun kann. Im Pflegebereich beispielsweise die Betten auf eine Arbeitshöhe anpassen. Interview: jpb

9 Uhr, Hochschule Bremen, M-Trakt, Raum M26a