Kolonie Bundesregierung erkennt deutsche Verantwortung für Taten in Namibia an
: „Völkermord und Kriegsverbrechen“

Berlin dpa/taz | Die Bundesregierung will die Massaker deutscher Truppen vor mehr als 100 Jahren im heutigen Namibia künftig als „Völkermord“ bezeichnen. Dazu soll es nach Angaben des Auswärtigen Amts vom Freitag auch eine gemeinsame Erklärung mit Namibia geben, dem ehemaligen Deutsch-Südwestafrika. Dort wurden zwischen 1904 und 1908, als Deutschland Kolonialmacht war, mehr als 85.000 Herero und Nama von kaiserlichen Truppen ermordet. Die Kolonialherrschaft ging am 9. Juli 1915 zu Ende.

Nach Angaben des Auswärtigen Amts gilt nun als „politische Leitlinie“ der Satz: „Der Vernichtungskrieg in Namibia von 1904 bis 1908 war ein Kriegsverbrechen und Völkermord.“

In dieser Woche hatte eine Delegation der Herero und Nama in Berlin angekündigt, gegen Deutschland vor Gericht zu ziehen, sollte die Bundesregierung den Völkermord nicht anerkennen, sich förmlich entschuldigen und den Dialog mit den Überlebenden suchen. Die erste dieser Forderungen wäre mit der geplanten neuen „Leitlinie“ erfüllt.

Der Ministeriumssprecher ließ offen, ob es auch eine förmliche deutsche Entschuldigung geben wird. Die Bundesregierung bekenne sich aber ausdrücklich zur „besonderen historischen Verantwortung Deutschlands gegenüber Namibia und seinen Bürgern“. Bei weiteren Verhandlungen gehe es auch um finanzielle Entschädigung.