Mittelmeer

Das Mittelmeer verbindet von alters her: Schiffe brachten Reisende von Land zu Land. Sie kamen mit Waren und Informationen. Und heute?

Editorial

Das Mittelmeer liegt in der Mitte von Ländern, in die Leute gern in den Urlaub fahren. Im Sommer, in der Mitte vom Jahr

Luzie, 11 Jahre alt, auf die Frage: Warum heißt das Mittelmeer Mittelmeer?

Alle Kinderzitate auf den folgenden Seiten sind nachzuhören in der Sendung „Kakadu“ des DLR-Kultur am Montag von 15.07 bis 15.30 Uhr

Als im April drei Flüchtlingsboote innerhalb einer Woche zwischen Libyen und Italien kenterten, erreichte das Entsetzen einen Höhepunkt. Hunderte von Toten und Vermissten waren zu beklagen, jedes Mal von Neuem. Dabei lag auf der Hand: Es handelt sich um eine andauernde Katastrophe. Mindestens 23.000 Menschen ertranken seit dem Jahr 2000 bei dem Versuch, in ein EU-Land zu gelangen, so schätzt die Internationale Organisation für Migration – in ebenjenem Mittelmeer, das auch in diesem Sommer von ungezählten Touristen angesteuert wird, in der Hoffnung auf Erholung am Strand.

Doch spätestens in dieser Saison ist es unmöglich geworden, bei ­„Méditerranée“ nur an Clubs und Palmen, Fischeridylle und antike Stätten zu denken. Das Leid der flüchtenden Menschen zwingt dazu, den mediterranen Raum als das zu sehen, was er ist: Flüchtlingsfalle und Sehnsuchtsort, Urlaubsidyll und Massengrab, das ehemalige Zentrum der Welt, in dem jahrtausendealte Schätze vom Leben früher Hochkulturen zeugen. Ein Raum, der immer weniger vereint und immer mehr trennt und abtötet – Menschen und Kulturen, Wirtschaftsregionen und politische Systeme, von Spanien bis Marokko, von Italien bis Ägypten, von Syrien bis Israel. Das Mare Nostrum ist zum „Mare Monstrum“ geworden - ein unhaltbarer Zustand.

Deshalb haben Deutschlandradio Kultur und die taz beschlossen, auch publizistisch neue Wege zu gehen. Um möglichst viele Menschen aus unterschiedlichen Milieus zu erreichen, arbeiten wir zum ersten Mal zusammen. Deutschland­radio Kultur widmet am 13. Juli Teile seines Programms den ganzen Tag über dem Mittelmeer, die taz druckt vier Sonderseiten. Wir bündeln die Stärken beider Medien und entwickeln dabei neue Formate. Teile des Hörfunk­programms finden sich in Print und als Audiofile online auf taz.de, die HörfunkkollegInnen haben Beiträge aus der taz-Redaktion für das Radio adaptiert.

Wir wünschen anregende neue Perspektiven auf das Mittelmeer.

René Aguigah (D-Radio-Kultur) Ines Kappert, Christian Jakob (taz)