Renditeobjekt oder Geldverbrenner?

Die Versorgungskasse von Radio Bremen will noch in diesem Jahr das Saturn-Gebäude kaufen. Dafür wird sie vom Personalrat heftig kritisiert: Die Vermietung sei unsicher – und damit die Rendite, die die Renten der Beschäftigten sicherstellen soll

Bremen taz ■ Noch in diesem Jahr will das Versorgungswerk von Radio Bremen (RB) das Saturn-Gebäude im Faulenquartier kaufen. Das seit mehr als einem Jahr geplante Geschäft hatte unter Radio-Bremen-Beschäftigten für Aufregung gesorgt: Sie glaubten nicht an einen guten Deal und fürchteten in der Folge um die Sicherheit ihrer Zusatzrenten. Diese Sorge ist, je nachdem wen man fragt, immer noch höchst lebendig oder aber „lange tot“, wie ein RB-Mitarbeiter abwinkt. In einer Woche ist der geplante Kauf des Saturn-Gebäudes, das bei RB „Stephani-Haus“ heißt, erneut Thema auf einer Mitgliederversammlung der Versorgungskasse.

Im Konflikt gibt es zwei Fronten. Auf der einen Seite steht der Personalrat, der den Deal heftigst kritisiert und laut fragt, warum es außer der Versorgungskasse denn keinen anderen Interessenten gebe, wenn das Gebäude wirklich eine so gute Investition sei, wie behauptet. Auf der anderen Seite steht das Versorgungswerk, das genau gegenteilig argumentiert. Für den Komplex, der derzeit einer Gesellschaft von Bremer Investitionsgesellschaft und Radio Bremen gehört, habe es durchaus andere Interessenten gegeben, so Heinz Allhorn vom Vorstand des Versorgungswerks. Weil es aber ein so gutes Geschäft sei, habe RB seinem Versorgungswerk den Vorrang einräumen wollen, und da habe man zugegriffen. Den anderen Interessenten sei abgesagt worden.

Etwas mehr als acht Millionen Euro soll das Saturn-Gebäude laut Allhorn kosten. Der Immobilienanteil bei den Investitionen der Versorgungskasse liege bei etwas mehr als einem Prozent. Mit dem „Stephani-Haus“ würde er dann knapp unter zehn Prozent liegen – „wir dürfen bis 25 Prozent in Immobilien investieren“, so Allhorn.

Was denn mit den Mietzusagen sei, fragt der Personalrat weiter: „Reicht es für die Investitionsentscheidung aus, dass es Mietzusagen über 51 Prozent der Büroflächen gibt, wie es derzeit der Fall ist?“, hatten die Arbeitnehmervertreter bei einer Versammlung im Sommer gefragt und ihre Meinung dazu erklärt: Nein, es reiche nicht. Die Zusage, 51 Prozent des Gebäudes zu mieten, kam von Radio Bremen – und hier könnte sich etwas verändern: Dem Vernehmen nach will der Sender bei seinem Bau des mittleren der insgesamt drei Komplexe zwischen Weserufer und Faulenstraße vier statt wie bisher geplant drei Etagen bauen. Ob das den weiteren Raumbedarf des Senders im „Stephani-Haus“ minimiere und damit auch dessen Mietzusage ans Versorgungswerk, beunruhigt Allhorn wenig: „Es gibt die Zusage, und wenn der Sender es selbst nicht mietet, müssen sie mir andere Mieter bringen.“

Von der Vermietung des Gebäudes hängt die Höhe der Rendite ab. Die läge bei kompletter Vermietung bei sechs Prozent, so das Versorgungswerk, das derzeit mit all seinen Anlagen im Schnitt fünf Prozent erwirtschaftet.

Der Personalrat zweifelt an dieser Prognose, erst recht, da von Vermietung in Gänze noch keine Rede sein könne. Weitere Mietzusagen gebe es über den RB-Anteil hinaus tatsächlich noch nicht, bestätigt Heinz Allhorn, aber jede Menge Interessenten. Er verspüre keine Eile und vor allem keinen Druck von Radio Bremen bei dem geplanten Deal. Letzteres, betont er, würde ihn auch überhaupt nicht beeindrucken.

Allhorn meint, mit seinen Argumenten den rund 1.000 Mitgliedern der Versorgungskasse die Angst um diese Investition und damit um ihre Renten genommen zu haben, und etliche Stimmen im Sender bestätigen das. Bei anderen bleibt dennoch Skepsis, ob die Anlage wirklich so gewinnbringend ist wie angekündigt. Einer, der sich auskennt, sagt: „Es gibt im Hause die Grundangst, dass da unser Geld verbaut wird.“

sgi