Die Werbepause
: Deftig-vielversprechend

Foto: taz

Die Brandenburger Gastronomen kennen sich aus in zielgruppenspezifischer Werbung. Also wenigstens die Besitzer des Restaurants „Neues Vaterland“ in Zehdenick, 60 Kilometer nördlich von Berlin. Denn sie wissen, was die Kundschaft will: deutsches Essen.

Deshalb werben Sie auf ihrem Flyer, der dutzendfach im lokalen Tourismusbüro ausliegt, offensiv für ihre „Deutsche Küche“. Das allein reicht aber nicht. Denn das Auge isst bekanntlich mit. Also wählen sie typisch deutsche Farben. Typisch reichsdeutsche Farben. Ein bisschen Schwarz, ein bisschen Rot und viel Weiß im Hintergrund. Dazu noch eine sanfte Frakturschrift, nicht zu hart, den historischen Kontext, auf den die Aussage anspielt, nur andeutend. Die Gerichte, die in Bildern angepriesen werden, sind deftig-vielversprechend und lassen bei einigen – älteren – Bürger Erinnerungen an schlechtere Zeiten aufkommen: Kohlroulade und Braten.

Spaziert man eines Sonntagnachmittags tatsächlich am „Neuen Vaterland“ vorbei, wird die versprochene deutsche Idylle jedoch gestört. Gulasch und Parmaschinken und Pizza gibt es laut Speisekarte auch. So gar nicht deutsch. Drinnen sitzen trotzdem Männer, deren äußere Erscheinung an ungute Zeiten erinnern.

Ob das der neuen Wirtin gefällt? Die betreibt das Restaurant seit 2015 und wollte den damaligen Namen „Haus Vaterland“ gern loswerden. Doch das scheiterte am Widerstand der Einwohner von Zehdenick. Also eben „Neues Vaterland“. PW