Keine Autonomie

CHILE Präsident Sebastián Piñera will von der Forderung des Mapuche-Volkes nichts wissen

BUENOS AIRES taz | Chiles Staatspräsident Sebastián Piñera ließ keinen Zweifel aufkommen. „Chile ist ein Land und eine Nation“, sagte der Präsident am Donnerstag vor ausländischen Journalisten. Auch wenn das Land verschiedene Kulturen, Völker und Ursprünge habe, dürfe sich darüber niemand täuschen, fügte er hinzu.

Piñera reagierte damit auf die Forderung des Volkes der Mapuche nach Autonomie und einer eigenen Regierung für die südlichen Regionen Biobío, La Araucanía, Los Ríos und Los Lagos. Rund 200 Vertreter der dort lebenden Mapuche hatten sich tags zuvor auf dem Berg Ñielol in der Nähe der Stadt Temuco getroffen und ein Dokument mit zehn Forderungen verabschiedet – darunter die nach verfassungsrechtlicher Anerkennung als Volk, einer angemessenen Entschädigung für die traditionellen Ländereien und einer Entschuldigung der chilenischen Regierung. Der Süden Chiles wird seit Wochen von Gewaltaktionen erschüttert. Dabei kam es besonders in Araukanien zu zahlreichen Brandanschlägen auf Lkws, auf Einrichtungen von Grundbesitzern und Großhändlern landwirtschaftlicher Geräte. Bei dem bisher schwersten Brandanschlag wurde Anfang Januar das Eigentümerehepaar einer Farm getötet. Drei Mapuche wurden als Verdächtige festgenommen.

Bisher hat sich keine Mapuche-Organisation zu den Aktionen bekannt. Im Gegenteil, selbst die 1996 gegründete und als radikal geltende CAM (Coordinadora Arauco-Malleco) hat jegliche Beteiligung verneint und die Aktionen verurteilt. Allerdings gibt die CAM in einer Stellungnahme zu bedenken, dass sich 2010 kleinere Gruppen abgespaltet haben. „Zu diesen Personen gibt es jedoch seit damals weder politische noch sonstige Verbindungen.“ JÜRGEN VOGT