KURZKRITIK: „HEDDA GABLER“ IM THEATER BREMEN
: Tristesse im Wohnzimmer

Will uns Regisseur Sebastian Schug mit seiner Inszenierung von Ibsens „Hedda Gabler“ im Theater am Goetheplatz etwas mitgeben? Und wenn ja – was?

Gelangweilt sitzt die frisch vermählte Gelehrtengattin im Wohnzimmer des Eigenheims auf der schicken schwarzen Couch. Man gibt sich die Klinke in die Hand, ist um ihre Gunst bemüht. Hedda lässt sich umschwärmen, spielt dabei trocken bis zynisch alle gegeneinander aus. Entzweit den Ex und seine Neue, vernichtet eiskalt das neustes Werk des Konkurrenten des Gatten. Was sie so weit ins Intrigenspiel treibt, dass alles aus dem Ruder läuft und sie sich die Kugel gibt, bleibt allerdings unklar.

Schug hat Henrik Ibsens Drama von 1890 in unsere Zeit geholt. Das ist an sich keine schlechte Idee. Nur stellt er dabei – abgesehen von Ausstattung – keine Bezüge zur Jetztzeit her. Das Wohnzimmer als einziger Schauplatz ist abgeriegelt, der gesellschaftliche Kontext bleibt draußen. Die Motive Heddas erklären sich in diesem Raum nicht. Es wirkt, als entspinne sich das Drama einzig an der schlechten Natur der Figur. Das kommt etwas belanglos daher. Und ist durchaus schade: Ibsen als Beobachter hat die Zusammenhänge von Gesellschaft und Psyche scharfsinnig beleuchtet. Davon hätte auch die Inszenierung profitieren können. Anna Gras

13., 17., 22., 26. und 27. Dezember