Keine Hinweise auf Fremdverschulden

Unglück Ein Flüchtling aus Eritrea kommt am Montag bei einem Brand in einem Asylbewerberheim in Saalfeld zu Tode. Laut Obduktion hat er sich wahrscheinlich das Leben genommen

Flüchtlinge in Saalfeld trauern um ihren toten Mitbewohner aus Eritrea Foto: Michael Reichel/ dpa

Aus Dresden Michael Bartsch

Der am späten Montagnachmittag nach einem Brand in der Asylbewerberunterkunft Saalfeld in Thüringen aufgefundene Flüchtling hat sich vermutlich selbst getötet. Nach der Obduktion des Leichnams am Dienstag schließen Mediziner ein Fremdverschulden als Todesursache aus. „Es gibt keine Spuren einer äußeren Gewalteinwirkung“, teilte die Landespolizeiinspektion Saalfeld mit. Es seien allerdings noch weitere rechtsmedizinische Untersuchungen nötig, um zweifelsfrei feststellen zu können, dass es sich um den 29-jährigen Bewohner aus Eritrea handelt.

Am Montag gegen 17 Uhr hatten Bewohner des ersten Obergeschosses der Gemeinschaftsunterkunft als Erste die Rauchentwicklung bemerkt und eine Sozialarbeiterin verständigt. Diese alarmierte die Rettungsleitstelle. Ermittlungen der Kriminalbeamten ergaben später, dass das Zimmer, in dem der Brand ausgebrochen war, zu diesem Zeitpunkt verschlossen war. Die Feuerwehr konnte den Brand relativ schnell löschen, entdeckte aber dabei eine leblose Person. Der Notarzt konnte nur noch den Tod des jungen Mannes feststellen. Nach bisherigen Erkenntnissen verstarb er an einer Rauchgasvergiftung.

Die technische Untersuchung und der Einsatz eines Brandmittelspürhundes ergaben allerdings, dass der Brand „durch eine bisher unbekannte brennbare Flüssigkeit beschleunigt wurde“, wie es in einer Polizeimitteilung heißt. Weil aber niemand in das Zimmer eindringen konnte, schließt die Polizei eine Straftat aus. Wahrscheinlich hat sich der Asylbewerber selbst mit dieser Flüssigkeit übergossen und angezündet. Die etwa 120 in der Gemeinschaftsunterkunft lebenden Asylbewerber reagierten nach Augenzeugenberichten zunächst sehr aufgeregt und wurden vorübergehend evakuiert. Die übrigen Räume auf der Etage, in der der Brand ausgebrochen war, sind weiterhin bewohnbar.

Über mögliche Suizid-Motive konnte die Polizei noch keine Auskunft geben. Thüringens Integrationsminister Dieter Lauinger (Grüne) berichtete am Dienstag, der Verstorbene habe unter Depressionen gelitten. Ein Abschiedsbrief wurde nicht gefunden. Bei der Gemeinschaftsunterkunft in der Hans-Gottwalt-Straße handelt es sich nicht um eine provisorische Erstaufnahmeeinrichtung, sondern um ein intakt wirkendes dreistöckiges Gebäude.

Die Stadt Saalfeld ist bislang auch eher durch eine kluge und vorausschauende Organisation der Flüchtlingsunterbringung aufgefallen. Anfang September waren hier 570 aus München mit einem Sonderzug anreisende Flüchtlinge problemlos verteilt worden.

Die unhaltbaren Zustände in der Gemeinschaftsunterkunft im etwa 20 Kilometer entfernten Katzhütte gelangten jedoch schon 2008 auch überregional zu trauriger Berühmtheit. Das benachbarte Rudolstadt gilt als Zentrum rechter und asylfeindlicher Proteste. Der aktuelle Fall in Saalfeld ist nicht zu vergleichen mit den sich in jüngerer Zeit häufenden Brandanschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte in Thüringen. Erst am vergangenen Sonntag hatten in Friemar im Landkreis Gotha Toiletten und eine Turnhalle gebrannt. Die verängstigten Bewohner gerieten in Panik.