Reklame-Stopp auf nrw.de

Homepage des Landes warb für Verlag – jetzt nicht mehr

Da staunt der Internetsurfer: Auf www.nrw.de, der offiziellen Internetseite des Landes Nordrhein-Westfalen, warb das für den Internet-Auftritt verantwortliche Landespresseamt bis Montag für „Das Web-Adressbuch für Deutschland“ des Frankfurter m.w. Verlages. Laut Eigenwerbung listet der Schmöker die 6.000 wichtigsten deutschen Internetadressen für 2006 auf – darunter auch www.nrw.de.

Auf Nachfrage der taz wurde der Link, der direkt zu den Seiten des Verlages aus Frankfurt führt, schnell entfernt. Thomas König, Leiter des Landespresseamtes, erklärte dazu, bei der Werbung sei kein Geld geflossen und es handele sich lediglich um einen Irrtum. Das Land habe sich bloß damit schmücken wollen, eine der 6.000 besten deutschen Internetadressen zu besitzen. Laut König sei die Werbung auf einen „bedauerlichen Programmierfehler“ zurückzuführen. Der m.w. Verlag nennt das Land NRW hingegen „Kunde“.

Gegenüber der taz erklärt Verlagsmitarbeiterin Melanie Moutschka, dass die erwähnten Webseiten-Betreiber die Möglichkeit hätten, im Buch Anzeigen zu veröffentlichen. Das müsse man nicht, „aber diese Möglichkeit besteht natürlich“. Ebenso könne man sich gegen eine Erwähnung aussprechen. www.nrw.de steht unter anderem mit Sites wie www.verwoehndich.de, einer Seite für Sexspielzeug, und ingeb.org, einem Volksliedverzeichnis auf einer Liste. Auch www.weine-per-mausklick.de schmückt sich mit der Verlinkung zum m.w. Verlag.

Die Seite sei „eine gute Seite zu einem Bundesland an sich“, sagt Moutschka. Allerdings finden sich in der Veröffentlichung alle Bundesländer wieder. Der m.w. Verlag vergleicht sein Buch gerne mit www.google.de und erklärt, dass die meistgenutzte Suchmaschine im Web „seit einiger Zeit viele schlechte Suchergebnisse“ liefere. Aber dafür hilft Google bei der Recherche zu den Angeboten des m.w. Verlages. So zitiert die Computerzeitung Macwelt aus dem Verlagsangebot: „Wenn Sie daran Interesse haben, Ihre Web-Seite bildlich zu präsentieren, können Sie den Aufnahmeantrag ausfüllen … Für den Abdruck der Web-Seite, die Erstellung der Druckvorlage und 10 Freiexemplare des Buches wird lediglich ein Druckkostenzuschuss in Höhe von 590 Euro (!) berechnet (normaler Anzeigenpreis: 2.320 Euro).“ ELMAR KOK