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Die Kanzlerin macht Flüchtlinge zur Chefinnensache.
Umfrage erklärt Fluchtgründe und Perspektiven der Syrer

Flucht aus Furcht vor Assads Fassbomben

Umfrage Vor allem vor dem Assad-Regime sind die meisten Syrer nach Deutschland geflohen

BERLIN taz | Nur 8 Prozent aller Flüchtlinge aus Syrien wollen langfristig in Deutschland bleiben. Über 90 Prozent möchten in ihre Heimat zurückkehren – vorausgesetzt, dass dort kein Krieg mehr herrscht und der syrische Diktator Assad verschwindet. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die unter geflohenen Syrern in Deutschland durchgeführt wurde.

An der Umfrage haben sich knapp 900 Menschen beteiligt, die im September in zwölf Erstaufnahmelagern, Flüchtlingsheimen und Registrierungsstellen in Berlin, Hannover, Bremen, Leipzig und Eisenhüttenstadt befragt wurden. Die überwiegende Mehrheit (88 Prozent) waren junge Männer, 79 Prozent im Alter zwischen 16 und 35. Die meisten gaben an, vor dem Assad-Regime geflohen zu sein – viel mehr als vor dem Terror der IS-Milizen. Drei Viertel hatten Angst, vom Assad-Regime entführt oder festgenommen zu werden, 42 Prozent nannten den Islamischen Staat (IS) als wichtigen Fluchtgrund. Die meisten machten das Regime für den Bürgerkrieg verantwortlich.

Finanziert wurde die Umfrage aus Spendengeldern der NGO „adopt a revolution“. Deren Sprecher Elias Perabo forderte eine politische Initiative, um den Konflikt zu lösen – aber ohne Assad. Und Haid Haid von der Kampagne „Planet Syria“ sagte, „eine Flugverbotszone wäre ein erster positiver Schritt“. Denn die meisten Syrer flöhen vor den Fassbomben, welche die syrische Luftwaffe auf Bewohner der von Rebellen kontrollierten Regionen abwerfen lässt.

Nach vier Jahren hätten die meisten Syrer, die ins Ausland geflohen seien, die Hoffnung auf eine Rückkehr verloren. Darum hätten sich jetzt so viele auf den Weg nach Europa gemacht. Die Selfies mit Bundeskanzlerin Merkel hätten dagegen keine Rolle gespielt. „Wenn sich die Situation vor Ort nicht bessert, werden noch mehr Menschen nach Deutschland kommen“, prophezeite Elias Perabo. Und: „Der Kampf gegen den Terror des IS löst das Problem nicht.“

Adopt a revolution unterstützt den friedlichen Widerstand in Syrien und finanziert 14 Projekte „quer über das Land“, wie Parabo sagt – von Bibliotheken und Frauenzentren bis Musikstudios. Unterstützt wurde die Umfrage vom Wissenschaftszentrum Berlin, weitere Auswertungen sollen folgen. Daniel Bax