Rauchverbot

In Großbritannien ist es schon in Kraft – jetzt fordern Politiker auch für Deutschland ein Rauchverbot im Auto, wenn Kinder an Bord sind

No smoking!

UK Rauchverbot im Auto, im Gefängnis und im Fußballstadion sind bei den Briten nur der Anfang

DUBLIN taz | In England und Wales gilt seit dem 1. Oktober ein Rauchverbot in Autos, wenn Minderjährige mitfahren. Lediglich Cabriolets sind davon ausgenommen, wenn das Dach vollständig geöffnet ist. Bei Verstößen müssen sowohl der Raucher als auch der Fahrer 50 Pfund (knapp 70 Euro) Strafe zahlen. Doch bis Jahresende will es die Polizei bei einer Verwarnung belassen. E-Zigaretten sind von dem neuen Gesetz nicht betroffen.

Die Chefmedizinerin der Regierung, Sally Davies, behauptet, dass in Großbritannien rund 200 Kinder pro Woche wegen Passivrauchen ärztlich behandelt werden müssen. Da sie schneller atmen und ihre Organe sowie ihr Immunsystem sich noch in der Entwicklung befinden, seien sie anfälliger.

Das Rauchverbot in Autos ist erst der Anfang. In Schottland hat sich die regierende Scottish National Party das Ziel gesetzt, das Land bis 2034 rauchfrei zu machen – das heißt, dass der Anteil von Rauchern dann unter 5 Prozent liegt. Zurzeit sind es deutlich mehr als 20 Prozent.

Der Chirurg Lord Ara Darzi, der in der Regierung von Gordon Brown Staatssekretär im Gesundheitsministerium war, fordert für England und Wales ein generelles Rauchverbot in der Öffentlichkeit. Dadurch würde Rauchen zu einer „unnormalen Aktivität“, was junge Leute davon abhalten könnte, zur Zigarette zu greifen.

Der australische Anti-Tabak-Aktivist Professor Simon Chapman sagte, Darzis Vorschlag „erinnert an repressive Regimes wie Nordkorea“. Dann sollte man auch das Trinken von Alkohol und das Verschlingen von riesigen Fast-Food-Portionen in der Öffentlichkeit verbieten, meint Chapman. Außerdem wäre nach Darzis Argumentation das Rauchverbot in Kneipen, zu denen Minderjährige abends keinen Zutritt haben, nicht zu rechtfertigen: Die Raucher müssten ihrer Sucht ja auf der Straße nachgehen, wo sie von Kindern gesehen werden können.

In Bristol hatte man versuchsweise rauchfreie Zonen geschaffen, auf freiwilliger Basis. Die Anti-Tabak-Lobby bezeichnete den Versuch als Erfolg und will ihn verlängert sehen. Ausgerechnet die Heimatstadt von Cary Grant, der Rauchen zwar hasste, aber in den meisten seiner Hollywoodfilme stets eine Zigarette im Mund hatte.

Für die Häftlinge in vier englischen und in allen walisischen Gefängnissen kommt das totale Rauchverbot am 1. Januar. Andrew Selous, der zuständige Staatssekretär, befürchtet offenbar keine Tumulte wie im australischen Melbourne, als dort im Gefängnis nicht mehr geraucht werden durfte. Auf der Isle of Man, wo seit 2008 im Gefängnis nicht mehr geraucht werden darf, sei alles ruhig geblieben. Ralf Sotscheck

Wahrheit SEITE 20