„Das hat so eine Kraft gehabt“

Der Schauspieler Sebastian Koch findet, dass auch Helden nicht ausschließlich wohltätig sein müssen. Es reicht ihm schon, wenn sie durch ihren Mut zu Vorbildern werden

taz: Herr Koch, Sie waren Mitglied der Jury. Verraten Sie uns ihren Favoriten?

Sebastian Koch: Die beiden Jungs, Sinan und Saithan.

Warum?

Es gab ja auch Bedenken in der Jury: Die Frauen von Madonna machen so tolle Aktionen, und dann kommen diese Typen und räumen den Preis ab. Aber ich finde, das gerade diese simple Tat ganz wunderbar ist.

Kritische Stimmen monieren, dass die beiden nur Models waren.

Fakt ist doch, dass die beiden sehr mutig sind. Und das hat eine ganz enorme Breitenwirkung: Dass man sagt, hey, es ist so einfach, Held zu sein.

Die beiden spenden ja einen Teil ihres Gewinns für den Mädchentreff.

Auch wenn sie sich von dem Geld Klamotten kaufen, sage ich: Ja super! Ich finde es nicht wichtig, dass sie jetzt wohltätig sind. Die haben das nicht aus Eitelkeit gemacht, ich glaube, dass da was anderes dahinter steckt.

Manche Gäste fanden es schwierig, das Thema „Ehrenmorde“ ausgerechnet hier im Centrum Judaicum zu verhandeln. Sie auch?

Schon, aber Giora Feidman hat eine große Wahrheit übersetzt, auch wenn diese erst am Ende seines Vortrags bei mir angekommen ist. Zu Beginn war ich, ehrlich gesagt, total angespannt.

Sie haben sich gar nicht amüsieren können heute Abend?

Und ob! Er war so, wie ich es mir vorgestellt hatte: angenehm. Und dann die Dankesrede der Jungs, das hat so eine Kraft gehabt, dieser eine Moment.

INTERVIEW: MARTIN REICHERT