Der neue Airbus landete im Nebel

Flugzeugfans waren am Samstag in Frankfurt enttäuscht: Sie sahen nur sehr wenig vom neuen Airbus A 380

FRANKFURT/MAIN taz ■ Samstag, 9 Uhr: Das größte Passagierflugzeug der Welt durchbricht den Frühnebel über dem Frankfurter Flughafen und setzt zur Landung auf der Nordbahn an. Die Kameras von rund 10.000 Plane Spotters klicken und surren permanent – allerdings hatte die Flughafengesellschaft Fraport ursprünglich mit bis zu 100.000 Besuchern gerechnet.

560 Tonnen wiegt der Airbus A 380, er hat eine Spannweite von 80 Metern und landet mit seinen 20 Rädern doch so sanft wie auf Katzenpfoten. Bei den Spotters bleibt die Begeisterung allerdings begrenzt. Zu groß ist die Entfernung von der Aussichtsplattform im Süden des Flughafens zum Landepunkt auf der Nordbahn, und zu sehr wabern die Nebel.

Wirklich empört reagiert jedoch nur die Umweltschutzorganisation „Robin Wood“. Drei Aktivisten sind in die Dachkonstruktion des Terminals 2 gestiegen und haben in etwa 20 Metern Höhe ein Spruchband entrollt: „Fliegen killt das Klima. Stoppt Ausbau!“

Showtime ist nicht angesagt nach der Landung. Der Airbus hat seinen ersten Praxistest zu bestehen. Auf dem Programm des „Arbeitsbesuchs“ steht der komplette Vorfeldservice. Die Fraport AG probiert neue Fluggastbrücken aus. Der A 380 misst an seiner höchsten Stelle schließlich 24 Meter.

In Frankfurt wird in wenigen Tagen auch mit dem Bau einer gigantischen Wartungshalle für den A 380 begonnen. Das Bundesverwaltungsgericht hatte dies vor wenigen Wochen genehmigt – trotz des noch laufenden Erörterungstermins zum Hangarbau und zum Bau einer neuen Landebahn im Nordwesten des Flughafenareals. Fünfzehn A 380-Maschinen hat die Lufthansa geordert. Ihre Wartung würde allein am Standort Frankfurt rund 6.000 neue Arbeitsplätze geschaffen, hat Fraport berechnet und hofft damit, die Ausbaugegner zu beeindrucken. Ab 2008 sollen die Linienflüge aufgenommen werden. Maximale Sitzplatzkapazität: 820.

Die Lufthansa AG sicherte sich inzwischen ein Aktienpaket der Fraport AG im Wert von 170 Millionen Euro. Die Papiere gehörten ursprünglich dem Bund, der sie nun zur Haushaltssanierung verkauft. Nach Abschluss der Transaktion wird die Lufthansa AG knapp 5 Prozent an der Fraport AG halten. „Ein Bekenntnis der Airline zum Standort Frankfurt“, freute sich ein Sprecher der Fraport AG am Wochenende. Andere Airlines befürchten hingegen, dass die Lufthansa neue Sonderkonditionen bei der Abfertigung und bei den Start- und Landegebühren erhalten könnte, sobald sie Miteigentümer am Frankfurter Flughafen ist. Die größten Anteilseigner – das Land Hessen und die Stadt Frankfurt – haben inzwischen erklärt, dass sie ihre Flughafenaktien behalten wollen.

Der A 380 hob gestern übrigens so unproblematisch wieder ab, wie er gelandet war. Über Frankfurt drehte er noch eine Ehrenrunde. 100.000 Stadtmarathonläufer guckten für kurze Zeit nicht auf ihre Füße, sondern gebannt in die Luft.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT