Auf den Gleisen tanzen gegen den Castor

Die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg rüstet sich gegen den 9. Castor-Transport nach Gorleben. Diesmal sollen sich die Aktionen gegen ein Endlager richten. Aktivisten hoffen auf ein Gespräch mit dem designierten Umweltminister Gabriel

AUS HANNOVER JÜRGEN VOGES

Für die Atomkraftgegner im Landkreis Lüchow-Dannenberg wird der 22. November wohl ein doppelt schwarzer Tag: An dem Dienstag in drei Wochen sollen erneut zwölf Behälter mit hochradioaktivem Müll aus der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague das Zwischenlager Gorleben erreichen. Und zudem ist in Berlin die Kanzlerinnenwahl von Angela Merkel geplant, die schon als Bundesumweltministerin stets auf den Ausbau des Gorlebener Salzstocks zum Endlager drängte.

Der Protest der Bürgerinitiative (BI) Lüchow-Dannenberg gegen den neunten Castor-Transport nach Gorleben soll sich denn auch vor allem gegen ein Endlager in Gorleben richten. „Wir wollen, dass das Endlagerprojekt endgültig fallen gelassen wird“, sagt BI-Sprecher Francis Althoff. Die Chancen dafür seien allerdings durch den anstehenden Regierungswechsel „garantiert nicht gestiegen“. Die rot-grüne Bundesregierung hatte den Ausbau des Endlagers zwar unterbrochen, den versprochenen ergebnisoffenen Vergleich zwischen den Salzstock Gorleben und weiteren potenziellen Endlagerstandorten aber nie in Angriff genommen.

Mit der großen Koalition droht nun, dass die Erkundungen des Salzstock wieder aufgenommen werden. Offiziell soll es nur eine wissenschaftliche Untersuchung sein – doch die BI sah in den Forschungsarbeiten stets den Versuch, damit gleichzeitig auch den Ausbau des Salzbergwerks zum Endlager durchzusetzen. Der designierte Umweltminister Sigmar Gabriel war bisher nie zu einem Gespräch mit der BI bereit – weder in seiner Zeit als SPD-Fraktionschef in Niedersachsen noch als niedersächsischer Ministerpräsident. Nun will die BI versuchen, noch einmal mit ihm öffentlich ins Gespräch zu kommen.

Die BI rechnet damit, dass die zwölf Castorbehälter die deutsche Grenze am Sonntagvormittag passieren und Dannenberg am Dienstagmorgen Richtung Gorleben verlassen wird. Zunächst war der Transport zwei Wochen früher erwartet worden. Nun sollen die Proteste bereits am Samstag, dem 19., mit einer bundesweiten Demonstration in Lüneburg starten. Dazu haben alle Umweltverbände und die Anti-AKW-Initiativen aufgerufen, die Aktion steht unter dem Motto: „Atomkraft, nein danke – Erneuerbare Energien jetzt!“ Die BI hofft auf 5.000 bis 6.000 Teilnehmer. Am Sonntag wollen die wendländischen AKW-Gegner in Dannenberg dann einen Vorgeschmack auf die Castor-Tage bieten: Geplant ist eine Blockade mit Stühlen und ein Tanz namens „Schienenmove“ auf den Bahngleisen.