Koalition in der Krise

Die Regierung zeigt sich in der Flüchtlingspolitik ­regierungsunfähig. Schläger prügeln auf Asylbewerber ein

Angriffsziel Flüchtling

Gewalt In mehreren ostdeutschen Städten greifen Schläger Asylbewerber an

BERLIN dpa/epd/taz | Flüchtlinge und ihre Unterkünfte sind am Wochenende mehrfach von mutmaßlichen Rechtsradikalen angegriffen worden. Darüber ­hinaus demonstrierten Fremdenfeinde in mehreren deutschen Städten.

In Magdeburg griffen in der Nacht zu Sonntag 20 bis 30 teilweise mit Baseballschlägern bewaffnete Personen eine kleine Gruppe von Flüchtlingen an. Drei Syrer erlitten Prellungen und Verletzungen im Gesicht, die im Krankenhaus behandelt werden mussten.

Die Täter gingen nach Polizeiangaben „überfallartig“ auf ihre Opfer los. Zivilpolizisten griffen ein und konnten offenbar Schlimmeres verhindern. Die Täter flüchteten. Durch Fahndung konnte ein 24-Jähriger festgenommen werden.

Ebenfalls in der Nacht zu Sonntag wurde ein Anschlag mit illegalen Feuerwerkskörpern auf eine Asylunterkunft im sächsischen Freital verübt. Ein Bewohner erlitt Verletzungen im Gesicht. Eine rechtsex­tre­me Motivation des Anschlags sei „sehr wahrscheinlich“, hieß es von der Polizei.

Bereits in der Nacht zu Samstag brannten Gebäude in Dresden und Dippoldiswalde, in denen möglicherweise Flüchtlinge untergebracht werden sollten. Im sächsischen Dippoldiswalde entstand bei der Zerstörung von Wohncontainern ein Schaden in Höhe von 300.000 Euro. Nach dem Brand eines ehemaligen Hotels in Dresden ist das Gebäude unbewohnbar.

In Niedersachsen hat die Polizei einen 43-jährigen Mann festgenommen, der verdächtigt wird, in der Nacht zu Sonntag im Eingangsbereich einer Unterkunft für Flüchtlinge in Sehnde in der Region Hannover einen Brand gelegt zu haben. Passanten hatten das Feuer bemerkt. Die Feuerwehr konnte die Flammen schnell löschen.

In Wismar prügelten vermummte Schläger vor einer Flüchtlingsunterkunft auf zwei Flüchtlinge ein. Beide mussten in einem Krankenhaus ambulant behandelt werden. Die Tatverdächtigen konnten unerkannt fliehen.

In Hamburg demonstrierten am Sonnabend mehr als 500 Anhänger der rechtspopulis­tischen Alternative für Deutschland (AfD) gegen die Flücht­lingspolitik der Bundesregierung. Nach Angaben der Polizei ­standen ihnen mehr als 1.000 Gegendemonstranten gegenüber. Diese verhinderten, dass die AfD-Anhänger ihre vor­gesehene angemeldete Route durch das Zentrum gehen konnten.

Mehrere Hundert Menschen protestierten am Samstag in Halberstadt gegen einen asy­lantenfeindlichen Aufmarsch von ungefähr 400 Personen der ­Partei Die Rechte. In Gera gingen mehr als 600 Asylgegner auf die Straße, ihnen stellten sich rund 80 Gegendemonstranten ent­gegen. KLH