SPRACHRÄUME

Mit großen Augen wandert diese Dorothy durch die Welt und sucht ihren Weg nach Hause. Rechts des Weges blinkt es und glitzernde Konsumgüter suchen ihre Aufmerksamkeit und auch auf der linken Seite fordert ein schmeichelnder Geruch ihre Sinne heraus. Wird Dorothy, hier gespielt von Lisa Grosche, den Verlockungen des Konsumdschungels verfallen? In der Adaption des Märchens „Der wonderful Zauberer von Oz“, im Original von Lyman Frank Baum, setzt die Produktion der Bond Girrrls weniger auf Blechmänner und Hexen, als auf die Verlockungen der modernen Warenwelt, mit denen es die Protagonistin aufzunehmen hat. Die Grundzüge der bekannten Kindergeschichte inspirierten Carola Unser und Michael Gmaj, ein Stück auf die Bühne zu bringen, das sich auch mitmusikalischen Showeinlagen und absurden Schleichwegen einer Auseinandersetzung mit den verlockenden Seiten des Kapitalismus stellt und den Schein wieder vom Sein trennt. Fr, 18. 1. (Premiere), Sa, 19. 1., jeweils 20.15 Uhr, So, 20. 1., 19 Uhr, Lichthof Theater, Mendelssohnstraße 15

Ein Jahr geht zu Ende und ein neues wartet schon. Für manche eine einfache chronologische Erzählung, für andere ein Knackpunkt oder eine Reibefläche, an der sich die Funken entzünden. So auch im Stück „So was von da“, das in der Bühnenfassung von Nicola Bramkamp und Jorinde Dröse das Leben eines jungen Clubbesitzers erzählt, für den diese letzte Nacht auch die letzte Nacht seines Clubs ist – und die Zeit, sein Leben wieder zu richten. Nach dem gleichnamigen Debütroman aus dem Jahre 2011 von Tino Hanekamp, seines Zeichens Clubbesitzer der damaligen Weltbühne am Ende der Reeperbahn und heutiger Betreiber des Uebel und Gefährlich, erzählt das Stück auch mit autobiografischen Anleihen eine Milieugeschichte. Von Oskar, dem Protagonisten, der lieber liegen bleiben will und sich doch auf die Suche begibt – nach der Liebe, nach dem Sinn und auch nach der Zukunft. Und dann warten auch noch die Abrissbagger. Sa, 12. 1. (Premiere), Sa, 19. 1., jeweils 20 Uhr, Schauspielhaus, Kirchenallee 39

Wenn Künstler, die ganz Künstler-stereotyp immerzu mit sich hadern, zweifeln und abtauchen, einen kommerziellen Auftrag annehmen, kann es kaum gut ausgehen. Um eben jenes Dilemma geht es im Stück „Rot“, das von Michael Bogdanov von der New Yorker Broadway-Bühne für die schmaleren Bretter der Kammerspiele inszeniert und zu einem Zwei-Personen-Stück umgeschrieben wurde. Der malende Protagonist Mark Rothko, gespielt von Markus Boysen, übernimmt die Gestaltung der Wandgemälde in einem angesehenen New Yorker Restaurant und stellt für diese Zeit einen Assistenten namens Ken ein. Die Rolle übernimmt spielerisch Jacob Mantschenz und er interessiert sich weniger für die alltäglichen Handreichungen als für die Ideen und die Motivation des Künstlers, der im 20. Jahrhundert als federführend im abstrakten Expressionismus und der flächigen Farbmalerei gilt. Er beginnt zu fragen und treibt den „Meister“ zuweilen an den Rand seiner ohnehin eng gezogenen Geduldsfäden. Letztlich, wenn auch gezwungenermaßen, entlockt er ihm einige Geschichten, die die Person des Mark Rothko mit Leben und – ganz im Sinne des Malers: auch Farbe – ausfüllen. So, 13. 1. (Premiere), Mi, 16. 1. bis Sa, 19. 1., jeweils 20 Uhr, Hamburger Kammerspiele, Hartungstraße 9 – 11  KENDRA ECKHORST