„Männer sind selten“

PARALLEL-ÖKONOMIE Der Bremer Weltladen feiert seinen 15. Geburtstag – und steigende Umsätze

■ 43, ist diplomierte Ökotrophologin und Gründungs-Geschäftsführerin des Bremer Weltladens.

taz: Frau Mewis, sind Sie nicht erstaunlich jung? Anderswo gibt es Weltläden seit den frühen 80ern!

Susanne Mewis: Das stimmt, aber auch in Bremen gab es ja – in der Buchte – einen Vorgänger-Laden. Allerdings ging es da mehr um entwicklungspolitische Informationen als um den Verkauf von Produkten.

1997 sind Sie umgezogen an eine richtige Geschäftslage, zum O‘weg.

Ja, das war eine komplette Neugründung. Zum ersten Mal gab es bezahlte Mitarbeiter, durchgehende Öffnungszeiten, ein breites Produkt-Sortiment ...

... und den neuen Namen „Weltladen“ statt „Tupac Amaru“, eine Reminiszenz an die uruguayische Guerilla. Warum?

Im Zug der Professionalisierung wollten wir zusammen mit dem Dachverband der Weltläden eine einheitliche Benennung samt Logo. Die Forderung nach einer stärkeren Verkaufsorientierung kam übrigens von den Produzenten selbst. Die waren zum Teil nicht zufrieden damit, wie ihre Produkte angeboten wurden.

Es gab Marketing-Entwicklungshilfe aus dem Süden?

Die Kaffeebauern, die Ende der 80er eine große Krise hatten, sagten uns ganz klar: Ihr könnt uns nur helfen, wenn ihr viel mehr verkauft.

Mittlerweile gibt es fair Gehandeltes in Discountern.

Bei allen Bedenken muss man sagen, dass sich das ökonomisch gegenseitig beflügelt, weil fair trade bekannter wird. 2011 hatten wir 225.000 Euro Netto-Umsatz, 2012 acht Prozent mehr.

Ihre Parallel-Ökonomie basiert im Gegensatz zu den Ökoläden stark auf Ehrenamtlichen. Funktioniert das nach wie vor?

Ja. Wir haben immer genügend Interessierte, zur Zeit etwa 25, die Ladendienste machen. Bei uns kann man mit einem überschaubaren Einsatz etwas für die Gerechtigkeit in der Welt tun. Dazu haben die Leute Lust. Männer sind bei uns allerdings selten geworden.  Interview: HB

Sambaparty ab 11 Uhr, O`weg 90