Brennende Israelfahnen in Iran

In Teheran und anderen Städten protestieren Zehntausende gegen Israel. Staatspräsident Ahmadinedschad bekräftigt seine Aussage, Israel zu zerstören

TEHERAN/JERUSALEM afp/rtr/ap ■ Nach dem israelfeindlichen Aufruf ihres Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad haben gestern auf einer Kundgebung in Teheran und anderen iranischen Städten zehntausende Iraner ebenfalls die Zerstörung Israels gefordert. Die Demonstranten in Teheran, die mit dem Ruf „Tod für Israel“ durch die Straßen zogen, verbrannten israelische und US-Flaggen sowie ein Bild des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon. Kandidaten für Selbstmordattentate hatten Attrappen von Sprengstoffgürteln umgebunden und trugen ein Spruchband mit der Aufschrift „Jerusalem ist unser“. In einer über Lautsprecher verlesenen Erklärung hieß es, die Demonstranten unterstützten vollständig die Äußerungen von Staatschef Ahmadinedschad.

Ahmadinedschad, der den Protestzug für kurze Zeit begleitete, legte gestern noch einmal nach. Seine Aussage, Israel müsse von der Landkarte getilgt werden, sei „richtig und angemessen“, wurde der Staatschef von der staatlichen Nachrichtenagentur Irna zitiert. Internationale Proteste gegen seine Aussagen wies Ahmadinedschad zurück. „Sie sind frei zu reden, aber ihre Worte haben keinen Gültigkeit“, sagte der Präsident. Es sei klar, dass ein „richtiges und angemessenes“ Wort eine Reaktion hervorrufe. Seine Worte seien „exakt“ die Worte des iranischen Volkes, fügte Ahmadinedschad hinzu.

Zuvor hatte Irans Außenminister Manuschehr Mottaki erklärt, Teheran könne das „zionistische Besatzungsregime“ nicht anerkennen, weil es sich nicht an die Resolutionen des UN-Sicherheitsrats halte. Israel blühe und gedeihe auf der Grundlage des „Verderbens und des Exils der rechtmäßigen Besitzer des Landes“.

Demgegenüber veröffentlichte die iranische Botschaft in Moskau eine offizielle Erklärung, in der die Aussagen des Präsidenten abgeschwächt wurden. Ahmadinedschad habe nicht die Absicht gehabt, sich „in solch scharfen Worten“ gegen Israel auszusprechen und damit einen Konflikt auszulösen. Der Präsident habe lediglich eine grundsätzliche Haltung des Landes betont, wonach in den besetzten palästinensischen Gebieten freie Wahlen stattfinden müssten heißt es in der Erklärung.

Der israelische Außenminister Silvan Schalom sagte in Paris, er habe seinen Botschafter bei den Vereinten Nationen angewiesen, eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats zu beantragen. Nach Schaloms Einschätzung könnte der Iran in einem halben Jahr das Wissen für den Bau einer Atombombe besitzen. Teheran entwickle außerdem auch Raketen mit einer Reichweite von bis zu 3.000 Kilometer. Die gesamte internationale Gemeinschaft müsse jetzt zusammenstehen, „um die Iraner zu stoppen“, forderte Schalom.

UN-Generalsekretär Kofi Annan äußerte sich gestern bestürzt. Auf seiner bevorstehenden Reise nach Teheran werde Annan das Existenzrecht aller Staaten im Nahen und Mittleren Osten in den Mittelpunkt stellen, sagte sein Sprecher Stephane Dujarric.