Menschenrechtsaktivistin in kritischem Zustand

SPANIEN Die Marokkanerin Aminatu Haidar ist seit 21 Tagen im Hungerstreik. Arzt: irreversible Schäden

MADRID taz | Der Befund der Ärzte ist besorgniserregend. Aminatu Haidar bleiben „Tage, wenn nicht nur Stunden“. Die Menschenrechtlerin aus der Westsahara befindet sich auf dem Flughafen der spanischen Urlaubsinsel Lanzarote seit 21 Tagen im Hungerstreik. Sie protestiert gegen ihre Abschiebung durch marokkanische Besatzungsbehörden nach Spanien.

Obwohl stark geschwächt, hält sie an ihrem Ziel fest: „Ich möchte zurück in meine Heimat.“ Seit Tagen verweigert die „sahrauische Ghandi“, wie Haidar von ihren Landsleuten wegen ihres mutigen Kampfes gegen die Besatzung der Westsahara genannt wird, nicht nur die Nahrung, sondern auch alle Medikamente. Und das, obwohl sie als Folge jahrelanger Haft und Folter in Marokko an blutenden Magengeschwüren leidet. Der sie behandelnde Arzt Domingo de Guzmán Pérez Hernández diagnostizierte am Samstag „schmerzende Augen, Überempfindlichkeit bei Licht, Muskelschmerzen, Schwindelanfälle und fehlenden Gleichgewichtssinn“. Haidar stehe kurz davor, irreversibel Schaden zu nehmen.

Alle Versuche, Marokko zur Rücknahme Haidars zu bewegen, sind gescheitert. Der letzte am vergangenen Freitag: Die spanischen Behörden brachten die Menschenrechtsaktivistin in ein Flugzeug. Haidar dürfe in ihr Haus nach El Aaiún, der Hauptstadt der seit 1975 von Marokko besetzten ehemaligen spanischen Kolonie, zurück. Als die Maschine startklar war, kam aus Marokko die Weigerung, das Flugzeug landen zu lassen.

Haidar wurde in die Wartehalle in Lanzarote zurückgebracht. „Dies war Folter“, beschwert sich die Anwältin Haidars, Inés Miranda. Es habe nie eine Einigung zwischen Madrid und Rabat gegeben. Haidar nahm ihren Hungerstreik wieder auf. „Spanien und Marokko zwingen mich gemeinsam in den Tod“, erklärte sie.

Spaniens sozialistischer Premier José Luis Rodríguez Zapatero beteuerte am Sonntag in einer Pressekonferenz, „alles zu tun, um die Angelegenheit zu lösen“. Gleichzeitig verwies er darauf, dass die spanische Außenpolitik darauf angelegt sei, sich mit allen Nachbarn gut zu verstehen.

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