Geht‘s Noch?
: Nein zu Olympia in Hamburg

Am Sonntag stimmen die Kieler und Hamburger über Olympia 2024 ab. Demokratisch ist das trotzdem nicht. Ein Ja wäre eine Sauerei

Die große Abstimmung über Olympia 2024 steht an. So, dann lasst uns mal losledern über die Städteverschandler, die Naturzerstörer, die Mietpreistreiber, die Diktatorenschmuser und miesen Geschäftemacher aus dem großen und bösen Internationalen Olympischen Komitee! Lasst uns lachen über den niedlichen Versuch Hamburgs, wo der Bürgermeister doch allen Ernstes glaubt, er könne die Sportwelt mit einem netten, nachhaltigen Olympiakonzept revolutionieren und das IOC zu einem netten und nachhaltigen Verein umformen! Lasst uns noch einmal die Geschichten der verhätschelten IOC-Fürsten erzählen, für die das Herz der Spiele in dem Luxushotel schlägt, in dem die Funk­tio­närs­eli­te untergebracht wird! Langweilig? Alles schon gehört? Gut, dann lasst uns über Demokratie reden.

Ja, es gibt ein Referendum in Hamburg und Kiel. Und ja, es gibt sogar einen gar nicht mal so schlecht durchgerechneten Plan, aus dem man ablesen kann, wie das Ganze aussehen soll und was es kosten könnte. Und doch gibt es einen Haken an der Abstimmung. Die Spiele sollen weit mehr kosten, als sich Hamburg leisten will.

Der Bund wird den Rest schon richten, schließlich habe man in Berlin schon festgestellt, dass Olympische Spiele eine nationale Angelegenheit seien, wird dann gerne gesagt. Also, worüber stimmen die Hamburger ab? Über ein Event, das vor allem vom Bund finanziert werden soll. Müssten darüber nicht alle Bundesbürger abstimmen? Geht nicht. Es gibt ja keine bundesweiten Plebiszite, mag man einwenden. Richtig. Aber die Hamburger Abstimmung macht das nicht besser.

Das haben sie sich in der Tat schön ausgedacht. Vielleicht macht das Beispiel ja Schule, vielleicht lassen die Bayern demnächst über die Errichtung eines Grenzzauns zu Tschechien und Österreich abstimmen, der gefälligst vom Bund bewacht und bezahlt werden soll. Wird ja niemand bestreiten, dass die Flüchtlingsfrage eine nationale Angelegenheit ist. Und hinterher heißt es dann, das Ganze sei doch demokratisch abgestimmt gewesen.

Also, liebes Hamburg, viel Spaß beim Demokratiespielen!

Andreas Rüttenauer