LeserInnenbriefe
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Erneute Lachnummer

betr.: „Das Phantom“, taz.nord vom 30. 11. 15

Was für eine erneute Lachnummer. Soll im Ausschuss etwa nur geklärt werden, warum bei der porträtierten Person der Kofferraum nicht nach Uzis durchsucht wurde? Das lässt sich auch ohne diesen Aufwand leicht erklären: Der Kleinwagen hatte eine rundum-verglaste Ladefläche. Es war von außen klar ersichtlich, dass sich keine Kriegswaffen im Auto befanden. Aber für den Ausschuss scheint die ‚versäumte‘ Durchsuchung ein Indiz dafür zu sein, dass die Polizei fehlerhaft gearbeitet hat. Auch die in der Kernphase ausgesetzte Überwachung des IKZ (Islamisches Kulturzentrum in Bremen, Anm. d. Red.) wird als zeitlicher Korridor genannt, in dem der Kriegswaffenhandel hätte stattfinden können. Das IKZ wird seit Jahren regelmäßig durchsucht, verwanzt und mit stationären und mobilen Kameras überwacht. Die wurden ganz sicherlich nicht ausgestellt. Der Innensenator trägt für diese Aktion die volle politische Verantwortung. Warum kann der sich hier in Bremen vor einer Bürgerschaftswahl so populistisch ohne Konsequenzen ausleben, ohne dass man wissen will, wie es überhaupt zu dieser ‚kolossalen Fehleinschätzung‘ kommen konnte? OlIVER MEIER, taz.de
Der einzig richtige Weg

betr.: „Pfleger ließ Alte hungern“, taz.nord vom 24. 11. 15

Was hat der alte Lenin schon gesagt? Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser! Die tägliche Praxis in Politik und Verwaltung zeigt auch in Bremen, wie dringlich dies ist. Wenn nach Kontrollen in der „Seniorenresidenz Kirchhuchting“ von Fällen einer „schwerwiegenden Gefahr für Leib und Leben“ für die BewohnerInnen auszugehen ist, sind Sozialsenatorin Anja Stahmann und ihre Behörde verpflichtet, zu handeln. Wenn der Träger durch sein (Nicht-)Handeln dokumentiert, dass er Mängel nicht abstellen will, und somit die Anforderungen an die Pflege und Betreuung pflegebedürftiger Menschen nicht ernst nimmt, dann stellt dieser ausschließlich „Gewinninteressen“ in den Vordergrund. Was soll uns das sagen? Somit ist die angeordnete Schließung des Heimes der einzig richtige Weg, das Leben der betagten MitbürgerInnen des Heimes menschenwürdig zu schützen. Es ist jetzt Aufgabe von Stahmann und ihrer Behörde, bei der eindeutigen Faktenlage die Schließung ernsthaft und beherzt beim Verwaltungsgericht durchzusetzen. KLAUS LEWIN, Bremen

Wie ein Schlag in die Magengrube

betr.: „Ein Stück Freiheit“, taz.nord vom 14. / 15. 11. 15

Das Verbot der Sterbehilfe fühlt sich für mich an wie ein Schlag in die Magengrube. Eine Single-Lungentransplantation im Jahre 2010 mit multiplen postoperativen Komplikationen brachte mir seinerzeit im Alter von 41 Jahren nicht den ersehnten Neuanfang, sondern eher das Ende: Ich lag – bei klarem Verstand – bewegungsunfähig, tracheotomiert, maschinell beatmet, sauerstoff- und dialysepflichtig auf der Intensivstation. In den letzten fünf Jahren habe ich versucht, so selbständig wie möglich zu werden, und ich bin, zu Zeiten, ein sehr glücklicher Mensch: Ich hege keinerlei Suizidgedanken. Der jetzige Beschluss des Bundestages bereiten mir große Sorge: Nach inzwischen jahrelanger intensiver Auseinandersetzung mit den Themen Tod, Sterben und Sterbehilfe kann ich sagen: Für mich bedeutet ein Sterben in Würde nicht, bei klarem Verstand und vollem Bewusstsein komplett bewegungsunfähig, tracheotomiert, maschinell beatmet, sauerstoff- und zudem aller Wahrscheinlichkeit nach auch wieder dialysepflichtig ohne wirkliche Kommunikationsmöglichkeiten auf der Intensivstation zu liegen. Die Frage nach einer Reise ins Ausland stellt sich dann nicht mehr – mir bliebe, um einen solchen Zustand zu verhindern, nur ein früherer Zeitpunkt, an dem ich mich aus dem Leben verabschieden könnte, an dem ich zumindest noch verhältnismäßig selbständig handeln, wenigstens die Hände bewegen könnte. Das kann nicht ernsthaft gewollt sein! HEIKE SUZANNE HARTMANN-HEESCH, Hamburg