Kampf

Die Gewalt des IS sowie das Bemühen, den Krieg in Syrien zu beenden, machen aus Konkurrenten Verbündete

IS: Bombe war in Getränkedose versteckt

ABSTURZ ÜBER DEM SINAI Das ursprüngliche Ziel der Dschihadisten war ihrem Onlinemagazin zufolge ein westliches Flugzeug. Nach dem militärischen Eingreifen Russlands änderten sie demnach ihre Pläne

Die USA und Russland werden beide als „Kreuzfahrer­nation“ bezeichnet

KAIRO taz | „Wir untersuchen noch“, lautet nach wie vor die offizielle ägyptische Antwort auf Nachfragen, was der Grund für den Absturz des russischen Passagierflugzeuges vom Typ Airbus A-321 über dem Sinai am 31. Oktober Monat gewesen sei. Die ägyptischen Behörden hoffen wohl, dass bis zur Bekanntgabe des Resultats er Ermittlungen das Ganze etwas in Vergessenheit geraten ist.

Inzwischen hat er „Islamische Staat“ (IS) seine eigene Version der Ereignisse verkündet. Demnach kam der Tod für die 242 Menschen an Bord aus einer mit Sprengstoff gefüllten Getränkedose. Das behauptet Dabiq, das Onlinemagazin des IS, in seiner jüngsten am Mittwoch erschienen Ausgabe. Dabiq veröffentlichte das Foto einer Schweppes-Dose zusammen mit anderen vermeintlichen Sprengsatzteilen, bei denen es sich um einen Schalter und einen Zünder handeln soll. Man habe einen Weg gefunden, wie man die Sicherheitsmaßnahmen am Flughafen von Scharm al-Scheich umgehen könne, heißt es weiter.

Ursprünglich sei ein Flugzeug der von den USA angeführten westlichen Anti-IS-Allianz als Ziel auserkoren gewe­sen. Doch mit Beginn des russischen Militäreinsatzes in Syrien habe man sich ein neues Ziel gesucht. In dem Text werden die USA und Russland gleichermaßen als „Kreuzfahrernation“ ­bezeichnet, ein Begriff, der bisher westlichen Ländern vorbehalten war.

Bereits am Dienstag sollen russischen Ermittler nach russischen Medienberichten unter den Flugzeugteilen Reste von Sprengstoff ausgemacht haben, die auf einen improvisierten einfachen Sprengsatz zurückzuführen seien, der einer Sprengkraft von 1,5 Kilogramm TNT entsprochen habe. Der Sprengsatz sei im hinteren Teil des Flugzeugs gezündet worden. Der ägyptische Premierminister erklärte daraufhin, man werde den russischen Fund in das offizielle Untersuchungsergebnis mit aufnehmen.

Unklar bleibt, wie eine Bombe mit der Sprengkraft von 1,5 Kilo TNT in einer Getränkedose versteckt sein kann und wie sie an Bord geschmuggelt wurde. Laut russischen Angaben war sie nicht im Gepäckraum, sondern im Passagierraum versteckt. Ägyptischen Medien zufolge soll es einen Haftbefehl gegen zwei Mitarbeiter des Flughafens gegeben haben, die eine der Röntgenmaschinen für das Gepäck unbeaufsichtigt gelassen hatten. Das Innenministerium dementierte diese Berichte jedoch. Spekuliert wird in den Medien auch darüber, dass ein Mitarbeiter des Catering-Services die Bombe platziert haben könnte.

US-Sprengstoffexperten erklärten nach der Ansicht des vom IS veröffentlichen Fotos, dass ein derart improvisierter Sprengsatz grundsätzlich nichts Neues sei. Die Dose könne mit festem Sprengstoff gefüllt worden sein, der eine höhere Sprengwirkung als eine Handgranate habe. In diesem Fall könne der Sprengsatz das Flugzeug zwar nicht zerstören, aber eine katastrophale Kettenreaktion auslösen, je nachdem, wo es beschädigt werde, erklärte ein Sprengstoffexperte gegenüber der New York Times. Ein Jet, der mit hoher Geschwindigkeit fliege, könne dabei auseinanderbrechen.

Karim El-Gawhary